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Wissenswertes

Wissenswertes Redewendungen Wir wollen bekannte Redewendungen einmal genauer „unter die Lupe zu nehmen“. Dabei fanden wir interessante Geschichten und kulturelle Ereignisse dazu und waren selber überrascht, was es dazu für Hintergründe gibt. Alter Schwede Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) verlief für die Protestanten unter König Friedrich Wilhelm nicht sonderlich gut. Deshalb beschloss der große Kurfürst, auf die Hilfe erfahrener schwedischer Soldaten zurückzugreifen. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges warb der preußische König deshalb viele alte Soldaten aus Schweden als Ausbilder für sein preußisches Heer an. Diese hatten einen guten Einfluss auf die Truppe und auf deren Kampfkraft. Meist als Unteroffiziere eingesetzt, verstanden sie sich besonders gut auf den Drill. Aufgrund ihrer Leistung waren die schwedischen Soldaten von nun an bei den preußischen Männern so beliebt und angesehen, dass man sie respektvoll mit „Alter Schwede“ ansprach. Fast 400 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg sagt man immer noch bewundernd zu einem echten Kerl „Alter Schwede!“. Daneben konnte sich diese Redensart auch als Ausdruck der Überraschung in der deutschen Sprache ausbilden. Unter den deutschen Redewendungen gibt es übrigens weitere umgangssprachliche Wendungen, die eine ganz ähnliche Bedeutung haben, zum Beispiel „Mein lieber Herr Gesangsverein!“ Man könnte es zwar vermuten, aber die Herkunft der beliebten Redensart „Mein lieber Herr Gesangsverein“ wurzelt ursprünglich keineswegs in der Musikszene. Stattdessen ist der Ausspruch auf das Alte Testament zurückzuführen. In der Bibel steht als eines der zehn Gebote geschrieben: „Du sollst den Namen Gottes, Deines Herrn, nicht unnütz brauchen.“ (2. Buch Mose, Kap.20, und 5. Buch Mose, Kap. 5) Im Laufe der Zeit haben sich daher viele Umschreibungen für das Wort Gott entwickelt, um in der Alltagssprache nicht den Namen Gottes allzu leichtfertigt zu benutzen. Auch der spontane Ausruf „Mein lieber Herr!“ zählt als eine solche Anrufung Gottes. Da man den Namen Gottes jedoch nicht benutzen soll, wenn man sich wundert oder vielleicht sogar flucht, sucht man sich stattdessen andere Begriffe, zum Beispiel „Mein lieber Scholli“. Aus diesem Grunde entstandt auch diese Redewendung, genauer im 19. Jahrhundert, als Gesangvereine sehr in Mode waren. Man ersetzte die Floskel also einfach durch ein anderes Wort ein, und vermied auf diese Weise die Gotteslästerung. Wie zwei Turteltauben sein! Turteltauben gelten als Symbol der Liebe. Und auch als Sinnbild in einer deutschen Redewendung tauchen die Vögel auf. Die Turteltaube, wissenschaftlicher Name Streptopelia turtur, ist eine Vogelart aus der Familie der Tauben und war der Vogel des Jahres 2020. Als Zugvogel, der alljährlich nach den Wintermonaten zurückkehrt, gilt die Taube seit jeher als Verkünder des Frühlings. Bereits im Mittelalter galt die Turteltaube daher auch als treu und sanftmütig. Seit dem 17. Jahrhundert finden wir den Begriff „Turteltauben“ als Bezeichnung für Verliebte. So entstand daraus die Redensart „Wie zwei Turteltauben sein“ oder auch das Wörtchen „turteln“, was so viel bedeutet wie „zärtlich und verleibt zu sein“. Foto: Pixabay 70

Sich ins gemachte Nest zu setzen Diese Redewendung hat ihren Ursprung in der Tierwelt, genauer im Vogelreich. Die meisten Vogelarten bauen ihre Nester im Frühling - und das ist für die werdenden Vogeleltern richtig harte Arbeit. Ist das Nest an einer geschützten Stelle sicher gebaut und behaglich ausgepolstert, legt die Vogelmutter ihre Eier ins Nest und brütet dieses aus bis die Küken das Licht der Welt erblicken. Es gibt jedoch eine Ausnahme, der Kuckuck macht sich nämlich nicht erst die Mühe, mühevoll ein eigenes Nest zu bauen. Statt dessen legt er die eigenen Eier klammheimlich in fremde Nester. Der hinters Licht geführte Vogel brütet nichtsahnend das fremde Kuckucksei zusammen mit seinen eigenen Eiern aus. So entstand aus dieser Situation die deutsche Redewendung „Sich ins gemachte Nest setzen“. Sich selbst ohne eigene Leistung, aber durch die harte Arbeit anderer, einen Vorteil zu verschaffen. Jemandem etwas in die Schuhe schieben Sicher kennt das jeder, meistens aus der Kindheit, man hat etwas ausgefressen, wollte es aber nicht zugeben? Dann hat man von sich selber abgelenkt und jemand anderem die Schuld geben – ihm also sprichwörtlich die Schuld in die Schuhe zu schieben. Nach dem Motto, ich wars nicht, der andere ist schuld. So haben es nämlich früher Gauner und Räuber mit ihrem Diebesgut gemacht. Sie haben es einfach einem anderen untergeschoben. Damals haben in Herbergen nämlich oft mehrere Menschen in einem Zimmer zusammen übernachtet, so wie heute in den Jugendherbergen. Da hatte ein Dieb einfach die Möglichkeit, seine Beute in die Schuhe eines anderen zu schieben und sie darin über Nacht zu verstecken. Wenn jemand dann die gestohlenen Sachen fand, wurde einfach derjenige des Diebstahls bezichtigt, bei dem die Dinge gefunden wurden. So hat der wahre Dieb einem Unschuldigen sein Diebesgut und damit auch die Schuld sprichwörtlich in die Schuhe geschoben. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut Wir benutzen die Redewendung, um auszudrücken, dass bedeutende Dinge Zeit brauchen und nicht auf die Schnelle entstehen. Der Sage nach wurde Rom 753 v. Chr. von den Zwillingsbrüdern Romulus und Remus gegründet. Auf den sieben Hügeln der Stadt bildeten sich aber bereits einige Jahre zuvor erste Siedlungen, später schlossen sie sich zu einer Stadt zusammen. Von nun an wuchs Rom ständig weiter. Es entstanden Häuser, Straßen, Tempel und Thermen, sogar erste Bewässerungssysteme, sogenannte Aquädukte, wurden gebaut. Nach und nach strömten immer mehr Menschen in die Stadt am Tiber und es mussten für sie neuer Wohnraum geschaffen werden. Die Herrscher hinterließen mit prächtigen Denkmälern und Prunkbauten ihre eigenen Spuren in Rom. Viele Menschen gestalteten also das Bild der Ewigen Stadt mit und machten sie zu der Schönheit, die sie heute ist. Und weil dieser Entstehungsprozess so lange dauerte, verweist man immer noch auf Rom, wenn man sagen will, dass es manchmal seine Zeit braucht, bis etwas Schönes fertig wird. RS frei nach GEO online Acht Jahre wurde am Kolosseum gebaut. Bis ganz Rom endgültig fertig war, dauerte es noch viel länger 71

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