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pfalz-magazin Sommer 12-59

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Hier von

Hier von „Sänger*innen“ zu sprechen, würde den Satz inhaltslos machen. Wenn wir wissen wollen, wie viele Jungen sich unter den Schülern einer Klasse befinden, müssen wir fragen: „Wie viele 'männliche’ Schüler befinden sich in der Klasse?“ Man könnte an dieser Stelle ironischerweise argumentieren, die Sprache diskriminiere die Männer, weil die Sprache ihnen keine eigene Form zur Verfügung stellt. Lediglich bei weiblichen Bezeichnungen haben wir den Vorteil, durch das Anhängen von „-in“ bzw. „-innen“ das Geschlecht direkt zu markieren. Dies ist aber kein Diskriminieren vonseiten der Sprache, sondern eine ihr innewohnende Eigenheit. Desweiteren wäre es ohne das generische Maskulinum gar nicht möglich, idiomatische Wendungen zu verwenden, die der Sprache ja erst ihre Würze verleihen. So ist es beispielsweise undenkbar, in den Sätzen „Der Kunde ist König“, „Der Wähler hat gesprochen“, oder „Die Schweiz war ein toller Gastgeber“ eine gegenderte Form zu verwenden. Das generische Maskulinum ist demnach ein Allrounder, der uns im Alltag hilft. Was bei der Diskussion auch unter den Tisch fällt, ist ein besonders interessantes Feld der germanistischen Linguistik: die Wortbildung des Deutschen. Durch Anhängen des Suffixes „-er“ werden neue Wörter gebildet. Ein Wort wie „Lehrer“ entstammt also dem Verb „lehren“, und bedeutet keineswegs ausschließlich einen „Mann, der lehrt“, sondern eine „Person, die lehrt“ (bereits nachzulesen in den ältesten deutschen Wörterbüchern). Mir erschließt sich an dieser Stelle auch nicht, warum ausgerechnet Anatol Stefanowitsch hierzu befragt wurde, der tatsächlich die Behauptung aufstellt, dass mit „ein Schüler“ immer eine männliche Person gemeint sei und eine Meinung vetritt, die mir in Bezug auf das Thema „das generische Maskulinum“ nicht immer ganz wissenschaftlich fundiert erscheint. Aber das soll jeder für sich selbst entscheiden. Nun weiter zur Wortbildung: Man kann beobachten, dass Wörter automatisch feminin werden, sobald man das Suffix „-ung“ anhängt (die Meinung, die Besprechung...). Durch Anhängen des Suffixes „-ling“ wird jedes Wort maskulin (der Jüngling, der Abkömmling, etc.). Ein Wort bleibt feminin, wenn man das Substantiv „Kraft“ verwendet (die Arbeitskraft, die Hilfskraft, etc.), auch wenn die Arbeitskraft aus Personen verschiedenen Geschlechts bestehen kann. Wir sehen also, dass wir bei durch Wortbildung entstandenen Wörtern keinerlei Aufschluss über das biologische Geschlecht erhalten (schön auch an der Umwandlung von Maskulinum zu Neutrum zu sehen bei „der Onkel“ zu „das Onkelchen“ oder bei der Umwandlung von Femininum zu Neutrum bei „die Magd“ zu „das Mädchen“). Durch die Paarverwendung, substantivierte Partizipien, Binnen-I (das sogar laut Duden gegen die Rechtschreibregeln verstößt), Schrägstrich- und Doppelpunktsetzung und geschlechtsneutrales Formulieren erschweren wir den Schülern von heute, diese semantischen Feinheiten überhaupt erst wahrzunehmen. Sie kommen sogar zu dem Fehlschluss, dass „die Lehrer“ nur Männer bezeichnen würde und Frauen in der Sprache nicht vorhanden oder abgebildet wären. Genau das Gegenteil ist aber der Fall: Frauen, Männer und Andersgeschlechtliche sind im generischen Maskulinum keineswegs nur irgendwie „mitgemeint“, sondern sprachlich inkludiert. Dies ist ein großer Unterschied, aber durch die Verwendung des Genderns in den Medien der breiten Bevölkerung immer weniger bekannt. Wie auch immer. Gendern löst gesellschaftliche Probleme auf gar keinen Fall. Viel wichtiger erscheint es mir, Angebote für Mädchen und junge Frauen zu schaffen, die ihnen beweisen, dass es ihnen auch möglich ist, Berufe anzustreben, die als „typisch männlich“ gelten. Dies tun wir aber nicht, indem wir ihnen sprachliche Gebilde vorsetzen, die ihnen sogar grammatisch falsche Konstruktionen als korrektes Deutsch vorspielen. Zuerst muss das Denken der Menschen nämlich verändert bzw. geschult werden, damit sie die Sprache in ihren Einzelheiten verstehen und dementsprechend handeln. Mein Fazit ist also: Wenn wir zur Verwendung des generischen Maskulinums zurückkommen und die Schüler auch auf die Funktion dieses sprachlichen Mittels aufmerksam machen, gewinnen wir eine gerechte Sprache für alle zurück, völlig unabhängig von dem jeweiligen Geschlecht. Fazit: Wir vom pfalz-magazin wollen damit grundsätzlich zum Ausdruck bringen und hiermit feierlich mitteilen, dass wir uns des Gender-Wahns verweigern und auch künftig ausschließlich das generische Maskulinum anwenden werden. Wer sich daran stößt, braucht unser Heft nicht mehr zu lesen. Thomas Steinmetz; (mit freundlicher Genehmigung der Absatz „Das generische Maskulinum“: von Ilias Tampoulidis) « Wir verwenden das generische Maskulinum! 16 14

Roséwein im Sommer (siehe Artikel auf Seite 42) 15