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pfalz-magazin Okt-Nov 2023

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Kultlokale „Pfälzer

Kultlokale „Pfälzer Genussfraktion KULT LOKALE Frankweilers neue, frankophile Fraktion Mit diesem Bericht setzen wir unsere Reihenfolge der Berichtserie über die vielen schräg-schrulligen Kneipen, Lokale und Restaurants fort, welche es unbedingt wert sind, einmal hier im Pfalz-Magazin gewürdigt zu werden. Besuch: 3. Februar 2023 zum Abendessen Anfang Dezember letzten Jahres ist der an einkehrenswerten Adressen – Robichon, Weinstube Brand und Weinbar Müller – nicht gerade unterversorgte Weinort Frankweiler um eine kulinarische Attraktion reicher geworden. Kathrin Hoffmann (Küche) und Dominic Theobald (Service und Küche), die beiden „Vorsitzenden“ der Pfälzer Genuss Fraktion, haben ihrer alten Heimat Hainfeld den Rücken gekehrt und sind nun in die Räumlichkeiten der ehemaligen Weinstube zur Traube in der Frankenburgstraße – direkt neben dem Weingut Lidy – eingezogen. Von außen sieht man dem schlichten Wohnhaus seine inneren Genusswerte überhaupt nicht an. Aber spätestens, wenn man es sich in dem wohnzimmerhaft wirkenden Gastraum neben dem alten Kachelofen gemütlich gemacht hat und man seinen Blick über die Schiefertafel mit den „Specials“ schweifen lässt, wird klar, dass es sich hier um ein sympathisches Refugium für aufgeschlossene Regionalkostgänger mit Hang zur französischen Bistroküche handelt. Schnell kommt man hier mit dem sympathischen Wirt Dominic Theobald ins Gespräch. Der dialektgefärbte Plausch gehört in der PGF zum guten Pfälzer Ton. In Hainfeld musste man an der Theke bestellen und bezahlen, hier in Frankweiler wird man vom Padron des Hauses bedient. Dieser versorgte uns auch gleich mit der Speisen- und Weinliteratur. Und Letztere hat es auch in Frankweiler in sich. Etliche GGs (= Große Gewächse) aus der heimischen Pfalz, aber auch Trouvaillen aus den bekanntesten französischen Anbaugebieten (Burgund, Bordeaux, Loire und Rhône) lagern im wohlsortierten Flaschenweinkeller des Hausherrn. Und dies zu äußerst fair kalkulierten Preisen. Beim offenen Weinangebot bediente man sich aus der direkten Nachbarschaft, was uns im Laufe des Abends einen trockenen Auxerrois, einen ebenfalls trocken ausgebauten Weißburgunder und einen St. Laurent vom Weingut Lidy – alle großzügig eingeschenkten Achtel schlugen mit jeweils 4,50 Euro zu Buche – bescherte. Das zu unseren All-Time-Favourites zählende Thunfisch Tartar „Asia- Style“ mit mariniertem Gemüse und eingelegtem Ingwer klang schon sehr verlockend, aber letztlich machten die gebratenen Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Safranschaum (17,50 Euro) und die Kartoffel-Meerrettichsuppe mit Rehkößchen (8,50 Euro) das Vorspeisenrennen. 50 54

Die Wahl der Hauptspeise war auch keine leichte Aufgabe, denn die auf einer Schiefertafel angekreideten Empfehlungen klangen durchweg sehr fein. Der Hahn aus dem Rieslingbad („Coq au vin“) mit Nudeln und Marktgemüse wäre da durchaus eine Option gewesen. Oder doch lieber das englisch gebratene, besonders bei BBQ- Freunden und Grillgourmets geschätzte „Metzgerstück“ mit Perigord-Trüffelbutter, Pommes und Salat? Aber halt, in der Standardkarte war ein rosa gebratener Kalbsrücken mit der gleichen Ausstattung (26,50 Euro) gelistet (siehe Bild links unten). Bingo! Die Entscheidung für eben jenen war gefallen. Zumal auch hier die in Kalbsnierenfett frittierten Pommes Frites als Beilage fungierten. Trüffelbutter gekrönt wurde, duftete mir bald entgegen. Ein echtes Prachtexemplar, das da stolz die eine Hälfte des Tellers einnahm, während sich das aus Blumenkohl, Karotten und Schnippelbohnen rekrutierte, auf Biss gegarte Marktgemüse den restlichen Platz auf der Platte teilen musste. Die dazu gereichten Knusper-Pommes aus dem Kalbsnierenfett kamen separat in einem Frittierkörbchen. Ehe ich mich versah, zückte der umsichtige Padron den Trüffelhobel und übernobelte meinen Fleischteller mit frischer, schwarzer Winterware, dass es noch drei Tische weiter nach dem süßlich-würzigen Knollenpilz duftete. Außerdem sagte uns die Pasta „Alla Putenesca“ (15,50 Euro, Bild oben rechts) von der Empfehlungstafel sehr zu. Gerade im tristen Winter kann bereits ein mit Tomaten, Thunfisch, Kapern und Chili angereicherter Nudelteller mediterrane Gefühle wecken und somit die Erinnerung an wärmere und hellere Tage beflügeln. Doch zuerst betrat die in tiefem Porzellan ruhende, mit frisch geriebenen Krenfäden versehene Kartoffelsuppe unsere von weißem Leinen überzogene Verzehrbühne. Das Aroma des frischen Meerrettichs dominierte eindeutig den Inhalt des Tellers, das konnte ich bis zu mir herüber riechen. Das angenehm scharfe Wurzelgemüse harmonierte mit der sämigen Erdapfeltunke ganz vortrefflich. Die beherzt gewürzten „Bambibällchen“ fielen von ihrer Konsistenz her wunderbar mürbe aus. Von diesen kleinen „Wonnewildproppen“ hätten ruhig noch ein paar mehr im Suppenteller schwimmen dürfen. Die gebratenen Jakobsmuscheln thronten indes auf üppig bemessenen Erbsenpüreehügeln, die von einem leuchtend gelben Safransaucenspiegel umspült wurden. Ihr weißes, innen noch leicht glasiges Muschelfleisch war lediglich mit etwas Piment D’Espelette, dem besonders aromatischen Chili-Gewürz aus dem Südwesten Frankreichs, und Fleur de Sel bestreut. (siehe Bild oben links) Ein gut 250 Gramm schwerer, perfekt rosa gebratener Quader vom Kalbsrücken, der von einem stattlichen Klotz hausgemachter Neben dem wunderbar saftig ausfallenden Protagonisten vom Kalb, war es die mit opulenter Rotweinmenge gekochte, geradezu fantastisch schmeckende Sauce, die diesen molligen Winterteller adelte. Dieses profunde, tiefdunkle Elixier arrangierte sich gut mit den „Trüffeleien“ und sorgte so für genügend kräftige Töne auf dem weißen Rund. Foto: Fazit: Bei WannaVapor arbeitet man zur Zeit an der Technik, beim Dampfen den Tabakgeschmack zu perfektionieren. Somit hat der Raucher, der von der Zigarette loskommen will, eine ausgesprochen niedrige Hürde. Auch in Frankweiler Dietrich Lohmann wird weiß ein abwechslungsreiches, hier als Ex-Raucher, wovon durchaus er spricht. nicht alltägliches Programm an französisch inspirierten Bistrogerichten und regionalen Deftigkeiten geboten. Die handwerklich tadellos auf die Platte gebrachten Gerichte zeugen von hoher Produktqualität und Frische. Bei den fairen Preisen, die dafür abgerufen werden, wäre eine Änderung des Namens in „Preis-Genuss-Verhältnis-Fraktion“ (PGVF) sicherlich zu überdenken. Die Auswahl an hochwertigen Flaschenweinen ist jedoch das stärkste Alleinstellungsmerkmal dieser außergewöhnlichen Einkehradresse. Denn in diesem Metier kennt sich Maître Theobald nicht nur besonders gut aus, er lebt es auch. Also, liebe Wein- und Feinschmecker, beugt euch dem kulinarischen „Fraktionszwang“ und macht euch auf ins frankophile Frankweiler! Es lohnt sich. MR Die ultimativen Tipps auf www.online-tipps.info f 5559

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