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pfalz-magazin Okt-Nov 2023

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Das Schloss Edesheim

Das Schloss Edesheim „Die Pfalz ist ein gelobet Land gegen andere Länder zu rechnen und alles ist gut in unsrem lieben Vaterland…die Pfalz ist unter den Ländern der Erde reich gesegnet“ schwärmte Liselotte von der Pfalz in Versailles von der geliebten verlorenen Heimat. Dass die berühmteste Pfälzerin aller Zeiten tausendmal lieber im sonnigen Schloss Edesheim als am Hofe des Sonnenkönigs gelebt hätte – das steht außer Zweifel. Und es war Bayernkönig Ludwig I., der schwärmte: „Aufenthalt meiner Jugend, Pfalz, dich lieb ich und euch Pfälzer wie ihr mich. Nach Haus dahin will ich mit meinen Lieben einstens ziehn…“ und sich einen Traum erfüllte „in der schönsten Quadratmeile meines Königreiches“ eine Sommerresidenz zu erbauen. In diesem erwählten Fleckchen Erde – auf einem herrlichen Areal, umgeben von Weinbergen und einem verwunschenen Park – findet sich inmitten der wärmsten Gegend Deutschlands eines der schönsten Schlosshotels in deutschen Landen: Hotel Schloss Edesheim. Erstmals beurkundet durch die Benediktinerabtei Weissenburg im Jahr 756 reichen die Ursprünge des „Märchenschlosses“ zurück bis in die Zeit nach der fränkischen Landnahme. War es der christliche Klerus der den Grundstein zum Bau legte, so führte die Geistlichkeit das Schloss auch zu einer ersten Blüte und machte das Besitztum im Mittelalter zu einem Hort der Gelehrsamkeit sowie zu einem bedeutsamen Verwaltungszentrum. Nach einem zwischenzeitlichen Niedergang im 16. Jahrhundert, nach Plünderung und Zerstörung in den Bauernkriegen gelangte das Schloss zusammen mit dem Dorf Edesheim 1483 in den Besitz der Fürstbischöfe Speyer. Unter der Ägide der Kirchenfürsten – zugleich weltliche Herrscher im Hochstift Speyer – diente das Schloss als Amtssitz und fürstbischöfliche Vogtei. Hundert Jahre nach dem Ausbau des Edesheimer Schlosses (1594), wurde es schließlich im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen zerstört – und danach wieder von Neuem aufgebaut. Als Wasserschloss ist das hochherrschaftliche Haus beurkundet seit dem 15. JH., wobei die Ursprünge der Wasseranlagen bis ins 12. JH. zurückreichen sollen. Wie das Schloss zu Feudalzeiten sich seinen Besuchern präsentierte, lässt sich heute noch gut nachvollziehen. Anschließend an das heutige Haupthaus befand sich einst ein rechtwinkliger Querbau, der als Herrenhaus sowie als Wohn- und Gästehaus diente. Nach dem Abriss im Jahr 1748 erfolgte im 19. Jahrhundert ein zeitgemäßer Wiederaufbau mit Turmgestaltung. Seit dem Mittelalter war das in der Ebene gelegene Schlossgebäude zum Schutz vor feindlichen Angreifern umschlossen von einem breiten Graben. Jener war teichförmig angelegt. Vom äußeren Schlossweg passierten Besucher über eine Zugbrücke in den inneren Bezirk. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Zugbrücke durch die noch heute vorhandene feste Steinbrücke ersetzt. Von der Stelle aus nach Osten hin schloss sich früher noch ein hufeisenförmig angelegter zweiter Wassergraben an, der im großen Bogen auch die Wirtschaftsgebäude (heute Residenz) sicherte. Weiter befanden sich in der Historie an den Schnittachsen des Schlosswegs weitere Zugbrücken. Fotos: Archiv Castell 28

Diese dienten als Kontroll- und Zollstellen zur Erhebung des Wegezolls an der Durchgangsstraße zwischen Neustadt und Landau. Heute noch gut zu erkennen ist auch der alte Stichkanal, der früher die Schlossgräben speiste und vom Mühlbach bei der nahen Dorfmühle abzweigte. Der alte Kanal verlief parallel zu jenem Mauerzug, welcher das Schlossgelände von den Häusern unterhalb der Dorfmühle trennt. Das heute benachbarte Areal des sogenannten „Kupperwolf-Schlössels“ (einst Heimatsitz des zu Edesheim gebürtigen Pfälzer Winzersohnes und als französischer Enzyklopädist in den Adelstand erhobenen und berühmt gewordenen Baron de Holbach) gehörte wie einige weiter ehemalige benachbarte Gesindehäuser in alten Zeiten zum Schloss. Das Edesheimer Schloss umgibt eine starke Umfassungsmauer von insgesamt rund zweitausend Metern Länge. In deren Verlauf lassen sich ebenso „Staufer Behau“ wie die Verwendung von Mauerquadern erkennen. Mauertechniken und Steinmaterial lassen Rückschlüsse ziehen, dass im Laufe vieler Jahrhunderte an dieser Mauer immer wieder gebaut wurde. Ein in der Schlossmauer gefundener Urkundestein zeigt die Jahreszahl 1570, doch finden sich auch wesentlich ältere Teile. Das Edesheimer Schloss – gelegen in einem weitläufigen Areal, umgeben von Weinbergen und einem verwunschenen Park – sah im Laufe der jetzt rund 1250 Jahre seit seiner Grundsteinlegung die Menschen und Zeiten kommen und gehen, erlebte Aufstieg und Niedergang, Zerstörung und Wiederaufbau, Krieg und Frieden. Jahrhundertelang in Kirchenbesitz, wurde das Schloss 1804 unter Napoleon im Rahmen der Säkularisation verstaatlicht und gelangte von dort an in wechselnden Privatbesitz. Gegen Ende des zweiten Jahrtausends erfuhr das alte Schloss von Grund auf eine Sanierung. Nach einer aufwendigen Renovierungsphase entstand das als Vier- Sterne-Haus ausgezeichnete „Hotel Schloss Edesheim“. Neu wieder angelegt wurde ein Teil des Schlossgrabens mit einer Wasserfläche von rund 500 Quadratmetern und mit einer Wassertiefe von 2,20 Metern. Diesen Graben umzäunen ein Fußweg und eine Fußgängerbrücke. Der Weg führt um das Schloss zu einem herrlichen Freilichttheater, dessen fest installierte Bühne in Form einer Seebühne angelegt ist und imponiert. Rund tausend Besucher finden Platz auf halbrund ansteigenden Theaterrängen, was dem Betrachter den Eindruck eines antiken Amphitheaters vermittelt. Hier wurde eine Kulturstätte geschaffen, welch der Region Südliche Weinstraße wie auch ganzen Pfalz zur Ehre gereicht. Fortsetzung auf Seite 31 Die Maximilian-Suite die besten Winzer auf www.pfalz-wein.info 29

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