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pfalz-magazin Frühling April-Mai 2024

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Die Frühlingsausgabe des pfalz-magazins. Voll mit Infos aus der Pfalz, Rhein-Neckar und Nordbaden.

Dampfen — hilfreich

Dampfen — hilfreich dabei, mit dem Rauchen aufzuhören? Dietrich Lohmann von der Firma WannaVapor im Gespräch mit Thomas Steinmetz vom pfalz-magazin. Wie schon in vergangenen Ausgaben wollten wir von dem Geschäftsmann und Liquid-Produzenten aus Ettlingen mehr über dieses umstrittene Thema wissen. (DL = Dietrich Lohmann) Herr Lohmann, Sie prägten den Ausdruck „Dampfen – eine verdampft gute Sache. Endlich rauchfrei“ wie meinen Sie das? Es ist doch immer noch rauchen, oder nicht? DL: Ich sage sogar, wer in unseren Store kommt mit 90% Erfolgsgarantie! Nein, natürlich gehört da weit mehr dazu, als nur „eine Dampfe zu verkaufen“. Wir sagen z.B. immer wieder: „Bitte nur Tabak-Liquide dampfen“ und Finger weg von diesem süßen Kram. Das passt doch morgens zum Kaffee nicht – und abends beim Rotwein ebenfalls nicht, da willst du doch keinen Blaubeerkuchen- Geschmack dazu haben! Gehen denn auch die Entzugserscheinungen weg? DL: Wer sich an unsere Empfehlungen hält, hat nicht nur keine Entzugserscheinungen, sondern ist bei dem, was er gewohnt ist und ist mit Tabak einfach auf der sicheren Seite. Dann ist man auch bei 90% Erfolgsgarantie. Die Mitbewerber sehen das nicht immer so konsequent. Die verkaufen auch mal gern „Icy Banana“, „Blaubeere“. Die haben in der Regel gar kein Interesse daran, den Raucher zum Nichtraucher zu machen. Wir machen dieses ganze Business, um Raucher zu Nichtrauchern zu machen! Deshalb habe ich das Ganze vor zehn Jahren angefangen. Sie reden offensichtlich aus eigener Erfahrung? DL: Ja, klar. Ich habe alles Mögliche vorher getan, um mit dem Rauchen aufhören zu können. Die E-Zigarette hat mir diese Möglichkeit geboten und ich habe sie genutzt. Viele wollen aber trotzdem dieses Bonbon-Zeug? DL: Ja, leider. Manche sind eben einfach beratungsresistent. Ich selbst habe mich strikt daran gehalten und das war gut so. Ich bin heute froh, dass ich mir eben nichts süßes bestellt habe damals. Und gute Tabak-Liquide herzustellen ist so eine Art „Champions- League“. Aber warum? Das ist ganz einfach. Es gibt nunmal keine Tabakaromen. Sie existieren nicht. Das hat die Lebensmittel-Industrie nicht vorgesehen. Warum wohl? Kein Mensch will Joghurt mit Tabakgeschmack. Aber was sind denn nun diese Tabakaromen? DL: Es sind sehr komplexe Gewürzmischungen aus Kräutern. Wir imitieren den Tabakgeschmack also nur. Das ist es auch, was es so schwierig macht. Wir haben also Tabakaromen, die sind völlig neutral, ohne irgendwelche süßen Unternoten. Dann haben wir aber auch Unternoten wie etwa Karamell, Popcorn... also die etwas blumigeren Noten. Unsere Tabake sind allesamt „All-Day-tauglich“. Was heißt das? DL: Es gibt selbstverständlich auch sehr gute Tabake von Mitbewerbern. Vielleicht nicht in der Bandbreite wie wir sie haben, vielleicht so zwei, drei Sorten, die auch durchaus lecker sind. Aber sie haben allesamt einen gravierenden Nachteil. Du hast nach zwei Tanks die Nase voll. Dann geht einfach nichts mehr. Woran das liegt? Ich weiß es nicht. Man müsste das Ganze mal in den Gaschromatographen werfen, um rauszufinden, was da so alles drin ist. Wie heißt das Teil? „Gaschromatograph“? DL: Es gibt Gaschromatographen und Flüssigkeitschromatographen. Damit analysiert man den genauen Inhalt. Darüber verfügen wir, allein schon für unsere eigenen Liquide, weil wir im Detail wissen müssen, was da drin ist. Wir selbst können keine Aromen herstellen, dazu fehlt uns das Know-How. Dazu muss man Chemiker sein. Insofern bedienen wir uns am europäischen Aromamarkt. Und das Gesetz verpflichtet uns zur Angabe der Inhaltsstoffe. Wie war das eigentlich mit der Tabaksteuer, davon hatten Sie bei unserem letzten Gespräch etwas erwähnt? DL: Ja, es ist so, dass diese Tabaksteuer circa fünfmal so hoch ist wie die Produktionskosten. Wie bitte? Das ist ja unglaublich! DL: Ja, wenn ich die Kosten einer Flasche rechne, dann ist die Steuer, die dann drauf kommt, tatsächlich fünfmal so hoch als die Herstellungskosten. Das steht in keinem Verhältnis. 24

Ich kann es wirklich gerade nicht fassen! DL: Sowas gehört eigentlich vors Bundesverfassungsgericht. Man hätte ja wenigstens die Tabaksteuer so gestalten können wie die Umsatzsteuer. Man verkauft die Ware und bezahlt dann monatlich, oder wie auch immer hinterher die anteilige Steuer. Das hätte in meinen Augen vermieden, dass ca. 70% unserer Mitbewerber in den Ruin getrieben wurde. Ein Einzelhändler hat vielleicht 20.000 Euro Flüssigkeiten auf Lager. Wenn er das gleiche heute anbieten würde, müsste er 60.000 Euro investieren. Und das können nunmal die wenigsten, weil die Liquiditätsreserven nicht ausreichen. Wie sieht es denn hier in unserer Region aus? DL: Wir hatten bis vor zwei Jahren noch 18 lokale Mitbewerber. Sei es in Karlsruhe, Landau, Rastatt, Bruchsal oder Lahr. Von diesen 18 Mitbewerbern sind „dank“ Tabaksteuer heute noch ganze sechs Mitbewerber übrig. Man kann also sagen, auf ein Drittel geschrumpft...? DH: Ja, wobei man sagen muss, dass dieser Prozess noch gar nicht zuende ist. Ich rechne damit, dass von dem Rest noch zwei, drei weitere aufhören müssen. Naja, Politik hat mit Sinnhaftigkeit soviel zu tun wie ein Elefant mit Seiltanz. Ist leider so. Wir mussten auch mit Schrecken feststellen, dass der eine oder andere Mitbewerber gähnend leere Regale hat. Manch einer stellt sogar auf Spirituosen um. Da fehlen mir einfach die Worte. Deshalb vermute ich, dass es nicht bei diesen verbliebenen sechs Mitbewerbern bleiben wird. Man muss eben als Unternehmer immer einen gewissen Liquiditätsrahmen halten und nicht gleich alles ausgeben, was man einnimmt. Dann kommen ja auch noch die „Pappenheimer“ hinzu, welche illegale Wege gehen? DH: Genau. Das setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Wir haben zu kämpfen mit illegalen E-Zigaretten, vorwiegend Einweg- E - Zigaretten, die von Kiosken und Sisha-Bars verkauft werden, vorwiegend an Jugendliche. Da interessiert man sich hier und da nicht sonderlich für das Jugendschutzgesetz. Ja aber woher beziehen diese Händler diese Ware? Wie geht das am Zoll vorbei? DH: Es werden nicht die vorgeschriebenen 2ml, die so etwa 8-9 Euro kostet, verkauft, sondern 15 ml, die kosten dann vielleicht nur 15 Euro. Wir sehen das doch. Da kommen diese Jugendlichen, die meist nicht viel Geld haben und halten uns dieses illegale Zeug vor die Nase und fragen, ob wir das auch haben. Wir müssen dann eben freundlich aber direkt ausdrücken, dass wir das weder verkaufen dürfen noch wollen. Ich muss in diesem Zusammenhang auch die Behörden ausdrücklich auffordern, es nicht nur bei Testkäufen zu belassen, sondern wenn man ausreichenden Verdacht hat, dann müsste der Zoll eine Hausdurchsuchung machen. Zu uns kommt der Zoll ja auch regelmäßig und guckt in jede Schublade, ob wir irgendwo illegale Liquide oder E- Zigaretten haben. Es darf nichts da sein, was nicht versteuert ist. Es ist also vonnöten, jedes Kiosk und jede Shisha-Bar im Auge zu behalten und gründlich zu überprüfen. Ist es eigentlich möglich, dass solch ein Kiosk-Betreiber vielleicht gar nicht weiß, dass er da illegales Zeug verkauft? DH: Das kann ich mir nicht vorstellen, weil er das ja nicht bei dem üblichen Großhändler einkauft, der ja die Gesetze kennt. Das wird von irgendwelchen Clans meist in China, am Zoll vorbei, eingekauft. Über England, Holland, Polen usw. Deshalb mein Ratschlag, wer so etwas mitbekommt, unbedingt dem Zoll melden. Vielen Dank, ich freue mich bereits auf unser nächstes Gespräch! Danke, Ihnen auch! E&T

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