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Pfalz-Magazin Frühjahr 2018

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Gesundheit Echte Kamille

Gesundheit Echte Kamille — die unterschätzte Arzneipflanze In Zeiten von Husten, Schnupfen & Co hat die Kamille Hochsaison. Als Tee wärmt und stärkt sie uns von Innen und im Dampfbad lässt sie uns wieder frei durchatmen. Charakteristisch ist ihr angenehm leicht nach Äpfeln duftender, starker Geruch, worin sie sich hauptsächlich von der leicht giftigen, sehr ähnlich aussehenden Hundskamille unterscheidet. Die Botanik der Kamille Die Kamille (Matricaria chamomilla), auch Apfelkraut, Weiße Blume, Gänsblume, Hermligen, Kammerblume, Kummerblume, Laugenkraut genannt, gehört zu den Korbblütlern wie Arnika, Ringelblume oder Schafgarbe. Ursprünglich kommt sie aus Vorderasien, Süd- und Osteuropa. Heute wächst sie in ganz Europa, Nordamerika und in Australien. Sie wird etwa 15 bis 50 cm groß, stirbt nach nur einem Jahr ab (einjährige Pflanze) und gedeiht auf Äckern, auf Ödland, an Wegrändern, auf Wildwiesen, an Böschungen und vor allem in Getreidefeldern. In der freien Natur kommt sie nur noch selten vor, da sie insbesondere die Nähe zum Getreide sucht, dort aber als Unkraut bekämpft wird. Da sie der Hundskamille zum Verwechseln ähnlich sieht, ist es nicht unbedingt ratsam, sie selbst zu sammeln. Die Bestäubung übernehmen überwiegend geflügelte Insekten wie Zweiflügler, seltener auch Käfer oder Hautflügler. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Verbreitet wird die Kamille entweder über Schafe, Esel oder Pferde, die die Früchte fressen und wieder ausscheiden, oder indem die schleimigen Früchte an den Tieren kleben bleiben. Für den Kamillenanbau sind in Deutschland keine Herbizide zugelassen. Die Unkrautvernichtung erfolgt rein mechanisch. Die wichtigsten Anbauländer sind Argentinien, Ägypten, Bulgarien, Ungarn, in geringerem Umfang Spanien, Tschechien und Deutschland. Kamille – die Heilpflanze des Jahres 2002 Schon im 3. Jahrhundert vor Christus behandelten die Griechen Hauterkrankungen, Krämpfe, Blähungen und Geschwüre mithilfe von Kamillenblüten. Arzneidrogen oder Drogen wie die Kamille (im eigentlichen und pharmazeutischen Sinne) sind allgemein Teile von Pflanzen, Pilzen, Tieren oder Mikroorganismen, die zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden. Das wohl bekannteste der Kamille ist das flüssige Kamillosan. Als Droge darf Kamille nur aus Blütenköpfchen bestehen. Das (ätherische) Kamillenöl wird durch Wasserdampfdestillation aus frischen oder getrockneten Blütenköpfchen gewonnen. Seine medizinischen Wirkungen entsprechen daher weitgehend denen der Kamillenblüten. Für medizinische Zwecke werden meist die Blüten, das ätherische Öl oder Kamillentee verwendet. Im Kamillentee sind die Blüten, das Kraut und die Samen enthalten. Das ätherische Öl der Kamille ist in konzentrierter Form allerdings nur in alkoholischen Auszügen vorhanden, nicht jedoch im Tee, der nur die ebenfalls pharmazeutisch wirksamen sogenannten Flavonoide enthält. Ansonsten wirkt Kamille im allgemeinen antibakteriell, gegen Pilze, austrocknend, beruhigend, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, schmerzlindernd, schweißtreibend und tonisierend. Medizinisch gesehen ist sie somit ein wahres Multi-Talent. Bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts: drei- bis fünfmal täglich eine Tasse Kamillentee zu den Mahlzeiten. Kamillentee hilft bei Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen, als auch bei Nierenschwäche und Blasenproblemen. Bei nervösen Beschwerden wie Schlaflosigkeit und innerer Unruhe wirkt Kamillentee entkrampfend und beruhigend. Vor allem die Südeuropäer schwören drauf. In der Kamille sind Substanzen enthalten, die in unserem Gehirn eine ähnliche Wirkung wie chemische Beruhigungsmittel haben, nur eben ohne Nebenwirkungen. Foto: Schizoschaf Wikimedia 54

Foto: Fotolia Sogar bei Angststörungen soll das heilsame Kraut helfen. Verantwortlich dafür ist das in der Kamille enthaltene Flavonoid Apigenin. Die Blüten kann man auch äußerlich anwenden, z.B. bei Haut- und Schleimhautentzündungen, bei bakteriellen Hauterkrankungen, auch der Mundhöhle und des Zahnfleisches. Bei entzündlichen Erkrankungen der Luftwege wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit oder Nebenhöhlenentzündungen sind Inhalationen hilfreich. Dazu einfach 2 Esslöffel der Blüten in einer Schüssel mit einem halben Liter kochendem Wasser übergießen und mit einem Handtuch über dem Kopf den Dampf etwa 10 bis 15 Minuten einatmen. Gurgeln kann man mit dem Tee auch. Bäder mit Kamillenblüten (50g Blüten pro 10 Liter Wasser) können die Symptome rheumatischer Erkrankungen und Gicht abschwächen. Wegen ihrer entzündungshemmenden, duftenden und deodorierenden Eigenschaften werden Kamillenprodukte in vielen Haupflegeartikeln, Waschlösungen und Schminkartikeln zugesetzt. Kamille soll auch Fieber, Kopfschmerzen, Lymphknotenschwellungen, Grippe etc. lindern Auch in der Homöopathie kommt die Kamille zum Einsatz, vor allem bei Entzündungen, Schmerzen, reizbaren Verstimmungszuständen und Zahnungsbeschwerden bei Kindern und besonders bei jähzornigen, nervösen und schmerzempfindlichen Patienten. Während die Wirksamkeit bei Magen-Darm- Problemen, Entzündungen, bakteriellen Hauterkrankungen und Schleimhautreizungen wissenschaftlich belegt ist, basieren andere Wirkungen auf volksmedizinische Erfahrungen. Neben der Echten Kamille ist in der Volksmedizin auch die Römische Kamille (Chamaemelum nobile) bekannt. Allerdings soll ihre Wirksamkeit etwas geringer sein als die der Echten Kamille. Seltene Nebenwirkungen und Gegenanzeigen Naturheilkunde heißt aber leider nicht immer „harmlose natürliche Kräuter ohne Nebenwirkungen“. Denn gerade in der Natur gibt es die gefährlichsten Gifte. Ob etwas giftig ist, hängt meistens von der Dosis ab. Von einer längerfristigen Behandlung in hoher Dosierung mit Echter Kamille oder auch Kamillentee wird daher abgeraten. Äußerlich angewendet können die Inhaltsstoffe die Haut auf Dauer austrocknen. Deshalb darf Kamille auch nicht in die Nähe der Augen kommen, da ihre austrocknenden Eigenschaften das Auge reizt und entzündet. Nicht auf offene Wunden auftragen! In sehr seltenen Fällen lösen die Blüten allergische Hautirritationen wie Ausschlag und Juckreiz aus, die auf eine Verunreinigung mit anderen Kamillearten oder Korbblütlern zurück zu führen sein könnten. Daher unbedingt auf hohe Qualität achten! Übermäßiger Konsum von Kamillentee während der Schwangerschaft beispielsweise kann zu frühen Wehen und Fehlgeburten führen. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind keine bekannt. Kamillentee, offene Kamillenblüten, flüssige Extrakte, Tinkturen, das ätherische Öl, Cremen, Gele, Salben und Teemischungen bekommt man vor allem in Apotheken und Drogerien. HS 55