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pfalz-magazin FEB-MRZ 2023 Frühjahr

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Alles erfahren, wenn es um Kulinarik, Kultur und Wein geht, rund um die Pfalz, Rhein-Neckar und Nordbaden.

Die Rebsorten Scheurebe

Die Rebsorten Scheurebe — die fast vergessene Fruchtbombe Während man früher öfter die Scheurebe als Süß- oder Dessertwein ausbaute, beobachtet man heute fast ausschließlich eine gehaltvoll-trockene Ausbauvariante, die der fruchtbetonten Rebsorte besondere Eleganz verleiht. Die Züchtung der Scheurebe wurde 1916 von dem Rebenzüchter Georg Scheu in der Landesanstalt für Rebenzucht in Alzey kreiert. Mitte der 1930er Jahre wurde sie unter dem Namen „Dr. Wagner Rebe“ bekannt, nach dem damaligen Landesbauernführer von Hessen-Nassau Dr. Richard Wagner. Nach dem 2. Weltkrieg wollte man nicht mehr, dass eine Rebsorte nach einem Bauernführer der Nazis benannt war und taufte die Rebsorte zunächst „Sämling 88“ oder kurz „S 88“. Erst 1950 erhielt die Rebsorte ihren heutigen Namen „Scheurebe“. Der Sortenschutz wurde im Jahr 1956 erteilt. In Österreich ist die Rebsorte jedoch immer noch als „Sämling 88“ bekannt. In den 50er Jahren wurde dann auch die Züchtung der Scheurebe anerkannt, als es gelang, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen zu erzeugen. In den 70er Jahren erlebte die Scheurebe eine Hochzeit, in der sich die Rebfläche verdoppelte. Passt zu... Scheurebe ist ein ideale Begleiter für eine aromatisch-würzigen Küche. Trockene bis halbtrockene Spätlesen passen gut zu aromatisch-würzigen Ragouts von Fisch und Geflügel sowie zur asiatischen Küche. Die edelsüßen Spätlesen und Auslesen sind besonders für fruchtige Desserts geeignet. Der Dessertwein der Scheurebe passt sehr gut zu Fischgerichten, würzigen Fleischspeisen und süßen Nachspeisen. TS Foto: Wikimedia Anbau Die Rebfläche der Scheurebe in Deutschland beträgt rund 1.600 Hektar, wobei 1.000 Hektar in Rheinhessen, 400 in der Pfalz und mehr als 100 an der Nahe liegen. Die Pfalz ist somit das zweitgrößte Anbaugebiet für die Scheurebe. Mit einem Flächenanteil von 2 Prozent der deutschen Rebflächen, gilt die Scheurebe als eine der erfolgreichsten deutschen Neuzüchtungen. Die weiße Rebsorte verträgt trockene, karge Böden und kommt gut mit Lößböden und kalkhaltigen Böden zurecht. Die Traubenreife wird kurz vor dem Riesling erreicht und der Säureabbau beginnt relativ spät. Dennoch ist die Scheurebe nicht unkompliziert im Anbau, da sie durch Winterfröste sowie Botrytis- und Oidiumbefall gefährdet ist. Farbe und Aroma Die Weine der Scheurebe haben eine hellgelbe bis goldgelbe Farbe und ihr Bukett erinnert an schwarze Johannisbeere, Birne, Grapefruit und Pfirsich. Zudem weißt sie einen sehr intensiven Duft auf und bringt eine fruchtbetonte Säure mit sich. Sie wird halbtrocken, lieblich oder süß ausgebaut, weshalb sie auch häufig als Süß- oder Dessertwein offeriert wird. Die Rebsorte Scheurebe gehört zu den sehr blumigen und fruchtigen Rebsorten, weshalb sie wegen ihres süffigen Charakters auch häufig auf Weinfesten angeboten wird. 50

Grauburgunder — der Alleskönner Der Star einer Weinmesse wurde einst mal die Rebsorte Grauburgunder alias „Ruländer“. Der Name der Rebsorte hängt wahrscheinlich mit seinem Entdecker Johann Rulander aus Speyer zusammen... Ob als junger, frischer Sommerwein, als fruchtig-süße Spät- oder Auslese, als kräftiger Barriquewein oder klassisch als trockener Speisenbegleiter – kaum eine Rebsorte ist so vielfältig wie der Grauburgunder. Wohl auch deshalb wurde er einst zur „Rebsorte des Jahres erklärt und steht damit im Mittelpunkt der Wein- Genusswelt. Ursprünglich aus dem Burgund stammend, ist der Grauburgunder international auch als „Pinot gris“ und „Pinot grigio“ bekannt. Das Wort „Pinot“ leitet sich hierbei von dem französischen Wort für Kiefer „pin“ ab. In Deutschland ist er offiziell als „Ruländer“ klassifiziert. Zulässige Synonyme für deutsche Weine sind „Grauburgunder“ und „Grauer Burgunder“. Der Name „Ruländer“ geht auf den Kaufmann Johann Seger Ruland zurück, der im Jahr 1711 in seinem Garten die für ihn äußerst ungewöhnlichen, rötlichen Traubenbeeren entdeckte und zur Verbreitung dieser Rebsorte beitrug. Das geschah in Speyer, und deshalb steht der Ruländer 302 Jahre später bei einer Weinmesse hier im Mittelpunkt. Den Grauburgunder treffen wir heute nicht nur in Mitteleuropa, sondern vor allem auch in Australien und Neuseeland an. In Deutschland hat der Grauburgunder wieder zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zur Zeit sind immerhin fast 7100 Hektar – das sind etwa 7% der deutschen Rebfläche – mit dieser Sorte bestockt. Insbesondere die badischen Winzer widmen dem Grauburgunder mit ca. 2200 Hektar fast 14% ihrer Anbauflächen. Die Pfälzer steuern rund 1800 Hektar bei, die Rheinhessen annhähernd 2000 Hektar, die Nahewinzer rund 350 Hektar. Sein Aroma erinnert oftmals an Honigmelone, Aprikose, Birne, Mandel oder Ananas. Unter dem Namen „Ruländer“ wird meist ein gehaltvoller Wein mit deutlicher Restsüße angeboten, unter „Grauburgunder“ wird oftmals die mittelkräftige, trockene Variante vermarktet. Ein junger, leichter, trockener bis halbtrockener Grauburgunder ist beispielsweise auch als Frühjahrs- oder Sommerwein gut geeignet. So vielfältig wie seine Ausbauvarianten sind auch die Möglichkeiten bei Tisch. Trockene Weine passen gut zu Pasta und Meeresfrüchten, aber auch zu Lamm, Jungwild und gereiftem Käse, während die edelsüßen Spezialitäten hervorragend mit Desserts aus Honig, Marzipan oder Mandeln harmonieren. Wer nun Lust bekommen hat, den Alleskönner Grauburgunder zu erleben, sollte unbedingt bei dem Winzer seiner Wahl vorsprechen, um die markanten Eigenheiten dieser hervorragenden Rebsorte selbst zu erleben. TS die besten Winzer auf www.pfalz-wein.info f 51