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pfalz-magazin FEB-MRZ 2023 Frühjahr

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Alles erfahren, wenn es um Kulinarik, Kultur und Wein geht, rund um die Pfalz, Rhein-Neckar und Nordbaden.

Terroir – das wahre

Terroir – das wahre Geheimnis eines guten Weines Der Geschmack und die Qualität eines Weines wird nicht nur durch die Rebsorte und die Ausbaumethode des Winzers bestimmt, sondern bei einem Wein, der möglichst authentisch sein soll, vor allem auch durch das Terroir des Weines... Terroir gewinnt in der Welt der Weine immer mehr an Bedeutung und wird vermehrt für den Anbau und Ausbau von Rebsorten sowie ihre Kennzeichnung berücksichtigt. Aber was bedeutet Terroir eigentlich und wie wirkt es sich auf den Geschmack und die Qualität eines Weines aus? Terroir stammt aus dem Französischen und bedeutet wortwörtlich „Gegend“, was aber den Umfang dieses Begriffes bei weitem nicht abdeckt. Der französische Winzer Bruno Prats, Besitzer des Château Cos d' Estournel in Médoc, beschreibt den Begriff wesentlich ausführlicher: „Terroir erfasst alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tages- Temperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnen-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt.“ Nach dieser Definition handelt es sich bei Terroir um ein Zusammenspiel von Klima, Boden und Landschaft unter dem Einfluss einer Vielzahl von Faktoren wie Temperatur, Niederschlag, Sonneneinscheinstunden, Hangneigung und Bodenbeschaffenheit. Diese natürlichen Voraussetzungen bestimmen die Biologie des Weinstocks und somit auch die des entstehenden Weines. Ein „Terroirwein“ ist dementsprechend ein Wein, dem man in besonderem Maße seine Herkunft „anschmeckt“. Für den VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) steht Terroir, für den Weinberg, authentischen Genuss, das Zusammenspiel von Boden, Mikroklima, Handwerk und Intuition. Zum Schutz ihrer besten Lagen arbeitet der VDP deshalb schon lange an einer Etablierung einer Lagenklassifikation. Ein weiteres Projekt für die Erschließung des Terroirgedankens ist ein Forschungsprojekt des DLR (Dienstleistungszentrum ländlicher Region) und des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) für Rieslinglagen aus ganz Rheinland-Pfalz, das die strukturelle Beziehungen zwischen den Faktoren: Boden, Klima, Standort, den Inhaltsstoffen und der sensorische Ausprägung (Geschmack und Geruch) der Rieslingweine untersucht. Denn, falls es gelingen sollte, bestimmte sensorische Ausprägungen bestimmten Terroirs zuzuordnen, würde das die Kommunikation von Terroir dem Verbraucher gegenüber erleichtern und nachvollziehbarer machen. 16 44

Warum gerade Rieslingreben für das Projekt verwendet werden, liegt daran, dass Riesling wie kein anderer Wein durch sein Terroir im Aroma und der Ausprägung seiner Säure beeinflusst wird. Der Riesling stellt zudem die höchsten Ansprüche an die Lage. Da er spät reifend ist, braucht er vor allem leicht erwärmbare Böden und dosierte Wärme, damit die Trauben ihre Vollreife erreichen. Zu warm darf es für den Riesling jedoch auch nicht sein, da er bei einem kühleren Klima langsamer reifen und so eine hohe Konzentration an Aromastoffen und Fruchtsäuren ausbilden kann. Auch beim idealen Boden spielt insbesondere die Wärmespeicherfähigkeit eine große Rolle. Schiefer-oder Ursteinböden sind zum Beispiel sehr gut für Rieslingweine, da sie zu fast 100 Prozent Wärme absorbieren können. Bei Riesling, der auf Schieferböden angebaut wurde, kann man zudem eine als „stahlig“ bezeichnete Säure herausschmecken. Diese mineralische Note des Rieslings, die aufgrund der Schieferböden entsteht, wird Petrolnote genannt. Kalksteinböden dagegen bringen satte und schwere Rieslingweine hervor, die mitunter Geschmacksnuancen von Mango, Pfirsich, Honigmelone und Karamell zeigen können. Wenn Riesling auf Sand- oder Lehmböden wächst, stehen Aromen von grünem Apfel, Grapefruit und blumigem Duft im Vordergrund. Ein auf Basalt gewachsener Riesling schmeckt fruchtiger und aromareicher als ein Riesling, der auf Buntsandstein angebaut wurde. In steinigen, warmen Lagen wie steilen Flusstälern reift der Riesling am besten. Im Allgemeinen kann man festhalten, dass Riesling, je nach der Bodenbeschaffenheit, der Lage und des Klimas verschiedene Nuancen ausbildet und so die Geschmacksvielfalt von Riesling- Weinen vor allem durch das Terroir erklärt werden kann. Allerdings darf der Faktor Feingefühl des Winzers bei der ganzen Sache natürlich nicht vergessen werden. Denn abgesehen vom Terroir ist natürlich auch die Ausbaumethode des Winzers von entscheidender Bedeutung für das Aroma jeden Weines, auch des Rieslings. Terroir steht jedenfalls für einen natürlichen Reifeprozess des Weines und einen authentischen Genuss, der dem Weintrinker alles über die Geschichte und Herkunft eines Weines verrät und jeden Wein zu einem Unikat erhebt. Die Berücksichtigung des Terroireinflusses sollte von Winzern nicht unterschätzt sondern unterstützt werden und die Kommunikation mit dem Weingenießer noch etwas verbessert werden, um die Einzigartigkeit und Vielfältigkeit der Weine wieder in das Gedächtnis der Verbraucher zu bringen. TS Foto: Thomas Steinmetz, pfalz-magazin die besten Winzer auf www.pfalz-wein.info 45