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pfalz-magazin 13 63 APR 2022

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Pfalz-Magazin Frühling 2022

Im Gespräch Foto: links

Im Gespräch Foto: links VDP-Winzer Boris Kranz, rechts Thomas Steinmetz vom pfalz-magazin Der Jahrgang 2021 war ein herausforderndes Jahr für den Weinbau Ein Resümee. Thomas Steinmetz im Gespräch mit Boris Kranz Der Jahrgang 2021 war kein Spaziergang für viele Winzer, die teilweise katastrophale Einbußen hinnehmen mussten, nicht nur durch die Witterung bedingt, sondern vor allem auch durch den „Falschen“ und den „Echten Mehltau“. Wir sprachen im Februar 2022 mit dem Vorsitzenden des Pfalzwein e.V. und VDP-Winzer Boris Kranz in Ilbesheim. Thomas Steinmetz vom pfalz-magazin (TS), Boris Kranz (BK) TS: Heute wollen wir uns ja über den Wein-Jahrgang 2020/21 unterhalten. Wie hast du dieses Jahr bis jetzt erfahren, wie lief das bei dir? BK: Gar nicht so schlecht eigentlich. Am Ende war es sogar ganz gut, da im September das Wetter besser wurde. Das hat uns wirklich viel gebracht, vor allem was die Traubengesundheit angeht. Es war aber ein Jahrgang, der doch sehr spät war. Die Phasen waren in der Reife kühler, weshalb wir Weine haben, die mehr Säure haben und leichter sind. Die Frucht war eher fein und filigran. Letztendlich sind wir nicht unzufrieden mit dem Jahrgang! Die Mengen sind eben relativ klein. Aber es ist mal wieder ein Jahrgang, den man so aus den 90er Jahren kennt. Also wir finden es spannend! TS: Also, wenn ich das richtig sehe, ist die Qualität im Weinberg gerade besonders wichtig, oder? Wegen Selektion und so weiter. BK: Bei solchen Jahrgängen trifft das natürlich im besonderen Maße zu. Da zählt halt, wer viel Handlese macht und wer mehrfach durchgehen kann. Da hat man die Möglichkeiten Vorlese zu machen, noch einmal hängen und reifen zu lassen. Das ist durchaus wichtig. TS: Ich meine Winzer, die da nicht so großen Wert drauf legen, werden dann wahrscheinlich eher Schwierigkeiten haben eine hohe Qualität zu erreichen. BK: Also, die meisten verstehen heutzutage ihr Handwerk. Allerdings ist es so, dass dieses Jahr die Schere zwischen der einfachen und der hochwertigen Weinproduktion weiter auseinander geht. Wie es in einem Jahrgang wie 2020 ist, weil alles homogen reif ist … TS: Wo man nicht viel machen muss, dass etwas „Gescheites“ dabei rauskommt. (lacht) BK: Ja, wo halt die Natur schon sehr viel gibt und wo man halt in 2021 mehr darum kämpfen musste. Wir haben deutlich mehr Lesestunden im Weinberg gehabt. Wir hatten vorher auch schon viel mehr Handarbeitsstunden. Da geht es eben auseinander. TS: Jetzt hatten ja voriges Jahr die ganzen Gastronomen und Hotels zu. Habt ihr das irgendwie gespürt? Oder sind gezielt die Privatleute an euch getreten? BK: Ja, das haben wir natürlich schon gemerkt. Es konnte ja nichts konsumiert werden. Die meisten Betriebe in der Weinwirtschaft haben dann versucht, ihre Kunden direkt anzusprechen. 76

TS: Marketing sozusagen. BK: Ja, in die Richtung. Hier in der Vinothek war ja nichts. Die Leute konnten ja nicht vorbeikommen und mal einen Wein probieren. Wir leben schließlich auch davon, dass die Leute am Wochenende herkommen und den Wein verkosten. Natürlich, dass sie ihn dann auch mitnehmen, das Gesamtpaket eben. Das war ja aber alles nicht. Ich glaube, das hat der Branche in der Gesamtheit aber keinen Abbruch getan, speziell jetzt für unseren Betrieb. Es ist alles gut und wir sind an sich zufrieden. TS: Viele haben ja auch Online-Weinproben angeboten, wo man Genusspakete kaufen konnte. BK: Das war eigentlich ganz spannend! Die Leute fanden das am Anfang richtig gut. Die wussten ja auch nicht, was sie die ganze Zeit alleine zuhause machen sollen. Das wurde wirklich gut angenommen. Allerdings ist es jetzt so, dass die Leute auch wieder raus wollen. TS: Ja, es ist ja jetzt auch mal wieder gut. (lacht) BK: Ja, genau. (lacht) Jetzt ist auch bald wieder die Festsaison. Das muss jetzt so langsam wieder losgehen. Wir planen schon für unser Kalmitweinfest an der Affenschaukel. Wir denken, dass man sich jetzt einfach wieder sehen muss. Die Messen finden ja auch vereinzelt statt. Wir gehen davon aus, dass dieses Jahr das meiste wieder in normaleren Bahnen laufen wird. TS: Das ist für den Mehltau dann ein gefundenes Fressen. (lacht) BK: Ja, dieser falsche Mehltau verbreitet sich explosionsartig. Am Anfang sieht man das kaum, deshalb ist das besonders hart. Am Ende hatten wir einen Verlust von fast 25% über den Gesamtbetrieb. Das kann man aber noch verkraften. TS: Ja, meinen Freund hat es, wie gesagt, härter getroffen. BK: Es gibt auch Betriebe, wo man nachfragen muss, wo die Lagen sind. Je näher man in solchen Fällen an den Wald kommt, desto besser. Je näher man am Tal liegt, desto schlimmer wird es. Umso tiefer die Lagen sind, desto länger bleibt es nämlich feucht. Der echte Mehltau ist dann im August nochmal hereingefallen. Da hatten wir aber Gott sei Dank Glück! TS: Erich Stachel, ein weiterer enger Freund von uns, hat zum Beispiel kaum Probleme gehabt. BK: Maikammer ist durch die Kalmit sehr geschützt und näher am Wald. Da herrschen nicht solche extremen Bedingungen. Kleinflächig kann sich das schon stark unterscheiden. Von der Lage ist es da auch gleichmäßiger. Aber allgemein war 2020/21 ein schwieriges Jahr. Die Jahre davor waren eigentlich alle relativ leicht im Vergleich. Wenn plötzlich ein schlechtes Jahr kommt, dann ist es echt schwer. Aber wenn man mal dran denkt, was an der Ahr passiert ist, dann kann man sich wieder glücklich schätzen. Das ist halt die Natur. TS: Um nochmal zurück zu 2020/21 zu kommen. Ein eng befreundeter Winzer hatte erhebliche Probleme. Fast hin zu Totalausfällen wegen Mehltau. Hattest du auch damit Probleme? BK: Also in unserem Betrieb haben wir damit ebenfalls Probleme gehabt. Wir sind ja ein ökologisch wirtschaftendes Weingut und in diesem Fall, den extremen Wetterlagen, kommen wir mit den Präparaten die uns zur Verfügung stehen, schnell an unsere Grenzen. Wir haben allerdings einen Vorteil im Betrieb, denn wir sind sehr schlagkräftig, was personell und Maschinenausstattung angeht. Man muss so eine Lage eben früh erkennen können. Die Pflanzenschutzmaßnahmen und deren Abstände muss man so anpassen, dass man schlagkräftig reagieren kann. Das kam letztes Jahr in einer sehr ungünstigen Phase. So ein Ereignis kommt häufig zur Zeit der Rebenblüte vor. Dann sind sie hoch anfällig und die Gefahr ist umso größer. TS: So Ende Mai, Anfang Juni? BK: Ja, je nachdem. Es war Ende Juni, da die Blüte durch die Kälte verzögert wurde. Es war ja fast dauernass. Die ultimativen Tipps auf www.online-tipps.info 77