Im Gespräch Im Gespräch mit Theresia Riedmaier Theresia Riedmaier ist 1952 in Oberappersdorf (Bayern) geboren. Sie gehörte seit 1972 der SPD an, nachdem sie einige Semester an der Hochschule für Politik in München studierte; seit Sommer 1981 lebt sie in der Pfalz. Nach einigen Jahren als Landtagsabgeordnete begleitete sie von 1997 bis zum 30. September 2017 das Amt der Landrätin des Landkreises Südliche Weinstraße. Völlig überraschend legte sie vor einem halben Jahr ihr Amt nach 20 Jahren nieder. ThR = Theresia Riedmaier; ThS = Thomas Steinmetz vom pfalz-magazin. Foto: links Theresia Riedmaier, rechts Redakteur Thomas Steinmetz Fotos: Thomas Steinmetz (mit Selbstauslöser) TSt: Warum legt man eigentlich sein Amt nach so langer Zeit plötzlich nieder? TSt: Gab es eigentlich irgendwelche Anfeindungen oder Missverständnis über ihre Entscheidung? ThR: Der eigentliche Grund war, dass ich im 2. Halbjahr 2016 Vorboten eines Schlaganfalls wahrgenommen habe. Ich hatte das Gefühl, dies ernst nehmen zu müssen. Ich hatte Schlafstörungen, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck. Hinzu kamen Sehstörungen; dies alles hat mich an den ersten Schlaganfall erinnert, den ich 2006 hatte und aus dem ich zum Glück glimpflich hervorgegangen bin. Natürlich habe ich diese Warnzeichen dann sehr ernst genommen und so kam ich schließlich zu diesem schweren Entschluss, diesen Schnitt zu tun. TSt: Das ist nachvollziehbar. Ich denke, das würde jeder andere ebenfalls an ihrer Stelle tun, der die Möglichkeit hat, das frühzeitig zu erkennen. ThR: Nein, eigentlich nicht ich bekam ganz viel Zustimmung – bis auf eine einzige Bemerkung eines Lesers der RHEINPFALZ, der sich negativ darüber äußerte. Ansonsten bekam ich wirklich sehr viel Verständnis, Ermutigung, ganz viel Dankbarkeit und Lob. TSt: Ich habe mir auch die Verabschiedung im Internet angesehen. Da waren ja überaus viele Gäste da und sie bekamen ja auch den „Ehrenkelch der Südlichen Weinstraße“ (siehe Foto) verliehen... ThR: Oh ja, das ist wahr. Bei diesem Fest waren tausend Leute anwesend. Ich konnte ja gar nicht alle persönlich sprechen. Aus dem Gästebuch des Landkreises kamen viele liebe Anmerkungen und auch viele Briefe und Mails, die sich mir gegenüber auf angenehmste Weise geäußert haben. T'hR: Das ist mir natürlich auch sehr schwer gefallen. Am Anfang der neuen Amtszeit, vor 4 Jahren, habe ich mich eigentlich auch sehr fit gefühlt. Aber man muss dann auch überlegen, wenn man dann auf die 65 zugeht, nimmt man manches nicht mehr so einfach hin wie mit 50 und man ist sich klar, dass man den Bogen nicht überspannen darf. Der Ehrenkelch der Südlichen Weinstraße. Die höchste Auszeichnung, die einer Person für besondere Verdienste vergeben werden kann im Bereich Südliche Weinstraße. TSt: Haben sie nach diesem halben Jahr, wo sie diesen Abstand von dem Rücktritt nun genießen konnten, etwas Wehmut? ThR: Teils ja, ich vermisse viele Menschen, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, all die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch die Menschen im politischen Umfeld, egal ob Bürgermeister, Vereinsvorsitzende, 28
Landfrauen – überhaupt alle Menschen, mit denen ich gut zusammengearbeitet habe und den Austausch, das vermisse ich schon. Übrigens lese ich jeden Tag die Zeitung von vorn bis hinten durch, einfach um immer informiert zu sein. Ich freue mich dann über all die Dinge, die ich noch in die Wege leiten durfte, z.B. die Ganztagsschule am Gymnasium in Edenkoben, die sich jetzt umsetzt. TSt: Wie kamen sie eigentlich als Politikerin über Oberbayern und Bonn schließlich hierher in die Pfalz? ThR: Der Liebe wegen! Aber ich muss sagen, die Pfalz hat mir alles in allem sehr viel Glück gebracht. Das erste was mir hier in der Pfalz aufgefallen war: Ich habe die Pfälzer als offene, im positiven Sinn neugierige und als Menschen gerne annehmend wahrgenommen! In Bayern ist das ganz anders. Die Bayern bleiben wirklich lieber unter Seinesgleichen. Und dabei ist durchaus etwas abgrenzendes. In der Pfalz hingegen kann man sich „einfach dazusetzen“ und man kommt sehr schnell ins Gespräch. Das habe ich sonst nirgendwo so erlebt. Ich habe im Rheinland gearbeitet, in Bonn, in Berlin, in Karlsruhe... Diese Offenheit und Freundlichkeit und diese freundliche, gespannte Neugier des Pfälzers ist einzigartig! Die Neugier ist hier aber aus Interesse am Menschen, was sie machen und was sie sind. Und diese angenehme Erfahrung hat sich immer wieder bestätigt im Lauf der Jahre. TSt: Ja, das ist schon zu hören, ich fühle mich als „echter“ Pfälzer hier sehr berührt. gesagt, dass ich nichts vorplanen will. Ich habe wirklich erstmal alles auf mich zukommen lassen. Ich habe viel gelesen, viel Sport gemacht und bin viel gewandert. Jetzt genieße ich es, auch auf Konzerte zu gehen, Ausstellungen zu besuchen, mich mit Bekannten zu treffen – und das setzt ja nunmal eine Terminierung voraus! (lacht) Grundsätzlich genieße ich es wirklich, dass ich aus der belastenden Taktung heraus bin, wo man fast alle halbe Stunde woanders sein muss. TSt: Gibt es etwas, was sie für die nächsten Jahren planen, wozu sie früher nie die Zeit hatten? ThR: Eigentlich möchte ich auch in Zukunft nichts planen und möchte nicht auf die Uhr schauen müssen. Ich genieße von ganzem Herzen die neue Freiheit. Aber doch – eines möchte ich wirklich noch planen, nämlich eine Reise nach Sizilien! Darauf freue ich mich. TSt: Dann wünsche ich ihnen von ganzem Herzen viel Spaß und Gesundheit für die Zukunft und vielen Dank für das Gespräch. Foto: pfalz-express.de ThR: Ja, und ganz besonders hier in der Südpfalz erlebe ich eine ganz besondere Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und Unkompliziertheit. Wir können echt froh sein, hier leben zu können. TSt: Wie ist das jetzt eigentlich, in Anbetracht der letzten Monate, wo sie richtig entspannen konnten, planen sie ihre Zukunft genau vor oder sind sie eher ein spontaner Mensch, der alles auf sich zukommen lässt? ThR: Am Anfang, als ich in den Ruhestand ging, hatte ich zuerst einmal 29
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