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Winter Ausg 47_2018

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Unsere Winterausgabe für November und Dezember 2018 sowie Januar 2019

60 à propos

60 à propos Spätburgunder

D ie international als „Pinot Noir“ und in deutschen Breiten besser als „Spätburgunder“ bekannte Rebsorte ist unumstritten eine der bedeutendsten, wenn nicht sogar die bedeutendste Rotweinrebe überhaupt. So verwundert es nicht, dass sie auch hier in der Pfalz sozusagen zur „Königsklasse“ zählt. Dafür gibt es gute Gründe… Wohl wie kaum bei keiner anderen Traube ist der Geschmack des Weins, der aus ihr gekeltert wird, so sehr abhängig vom Terroir, d.h. der Bodenbeschaffenheit der Region, in der die Rebsorte angebaut wird und vom Klima, in dem sie gedeiht. Deshalb lässt sich ein absolut herausragender Wein aus der ursprünglichen Heimat dieser Traube, dem Burgund, nur schwer mit einem anderen Wein aus einer anderen Region vergleichen. Was vielleicht alle Weine aus dieser Rebsorte noch verbindet, ist eine gewisse verhaltene Fruchtigkeit und einen wegen der dünnen Schale der Traube in der Regel eher niedrigen Tannin- und Farbstoffgehalt. Die sehr sensible Rebsorte mag kalkhaltige Böden, aber andererseits nicht allzusehr heißes Klima; sie ist dennoch sehr empfindlich auf späten Frost, weil sie relativ früh austreibt. Trotzdem wagen sich weltweit passionierte Winzer immer wieder an sie heran. Man beobachtet bei uns in der Pfalz, dass die Qualität der Spätburgunder vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich besser geworden ist. Man könnte sogar behaupten, dass sie mittlerweile in der Weltspitze locker mithalten können. In Spanien und Norditalien wird die Rebe vor allem zur Schaumweinerzeugung eingesetzt; dort heißt sie auch Pinot Negro oder Pinot Nero. Pinot Noir ist gar von der Champagnerherstellung überhaupt nicht wegzudenken; es ist ohnehin kein Geheimnis, dass für die Champagner- Herstellung vornehmlich drei Rebsorten in Frage kommen. Neben der weißen Chardonnay und der roten Pinot Meunier (Schwarzriesling) ist die Pinot-Noir-Traube der wichtigste Bestandteil des weltweit festlichsten und wohl einem der kostbarsten aller Getränke. Der Anteil der Pinot-Noir-Rebe an der gesamten Champagner-Rebfläche ist mit 38% sogar am höchsten! Die beiden roten Rebsorten werden natürlich ohne Maischezeit gekeltert, wodurch der rote Farbstoff aus der Haut nicht in den Most übergehen kann. Sehr selten findet man auch roséfarbene Champagner, wo eine kurze Maischezeit für den Farbstoff ausschlaggebend war. Die weltweite Bedeutung Weltweit findet man – in gemäßigteren Weinanbaugebieten – mehr oder weniger gute Anbauversuche, wie beispielsweise in Kalifornien, Südafrika und vor allem auch in Neuseeland. Gerade dort, auf der uns gegenüber liegenden Seite des Globus, wurde der Pinot Noir- Anbau in den vergangenen Jahren wegen guter Ergebnisse vervielfacht. Deutschland mag zwar von seiner rein geografischen Fläche in der Welt keine besonders große Rolle spielen; ganz anders sieht es aber mit dem Anbau der besten Rotweine der Welt aus. Mengenmäßig liegt Deutschland beim Anbau von Pinot Noir auf Platz drei, hinter Frankreich und den USA. Anbauflächen sind zwar objektiv messbar. Mit der Qualität des Weines sieht es da anders aus. Geschmack ist – auch bei geprüften Verkostern – bis zu einem gewissen Teil subjektiv. Ist ja auch gut so, schließlich sind Verkoster immer auch Menschen, die einen Wein nach wie vor als Mensch mit persönlichem Geschmack beurteilen, oft weit jenseits von wissenschaftlich messbaren Daten. Daher vertraut man gern den vielen Sommeliers und anderen hochrangigen Kennern und Testern. So zum Beispiel der Behauptung des Weinmagazins „Decanter“, die einen ausgezeichneten Ruf in der Fachwelt genießt. Dort wurden bei einer großen Verkostung erstaunliche Ergebnisse zugunsten von Spätburgundern aus Deutschland erzielt. Trotz starker Konkurrenz aus den weltweit anerkannten Pinot- Noir-Gebieten wie dem Burgund, stand am Ende der „Decanter World Wine Awards“ ein deutscher Wein als erster Sieger fest, nämlich das Große Gewächs 2005 aus der Lage „Dernauer Pfarrwingert“ von Werner Näkel aus dem Ahr-Gebiet (Rheinland-Pfalz). Auch die Große Goldmedaille des Schweizer Wettbewerbs „Mondial du Pinot Noir 2008“ ging an ein deutsches Weingut, nämlich an die Winzergenossenschaft Bötzingen am Kaiserstuhl. „wein.pur“ hat deutsche Winzer zum Thema „Spätburgunder“ befragt. Und zwar jene, die es wissen müssen – Sieger der Blindverkostung. Spätburgunder ist demnach nicht nur mengenmäßig die wichtigste deutsche Rotweinsorte. Er ist auch das Rotwein - Aushängeschild in Bezug auf Weltklasse- Qualität. Herkunft: Burgund; vermutl. Nat. Kreuzung aus Traminer X Schwarzriesling Rebsortenmerkmale: mittelspäte bis späte Reife, sehr hohe Ansprüche an die Lage, verträgt keine starke Hitze, braucht warme, fruchtbare, tiefgründige Böden, mittlere bis gute Erträge Bestockte Rebflächen in Deutschland: 11800 ha (davon in der Pfalz allein rund 1700 ha; d.h. zweitgrößtes Anbaugebiet für Spätburgunder) Aussehen: Unterschiedliche Farbintensität, bräunliches rubin- bis granatrot. Aromen: Duftnoten von Kirschen, Erdbeeren, Holunder, Brombeeren Himbeeren und/oder Pfeffer. Charakter: Milde Säure, etwas gerbstoffbetont. Mittelkräftig bis gehaltvoll. Zuordnung zu Speisen: je nach Ausbauart und Geschmacksrichtung ideal für allerlei Wild- u. Geflügelgerichte, aber auch Gebratenes und Geschmortes, sowie kräftige Käsesorten. Empfohlene Temperatur: ca. 16 – 18° C. Tipp: Je körperreicher, intensiver und älter der Wein, desto wichtiger ist das Dekantieren und damit der Kontakt mit Sauerstoff. Die Zeit fürs „Atmen“ des Weins jedoch nicht stundenlang, sondern nur wenige Minuten; sonst baut vor allem ein sehr alter Wein zu stark ab. TS online-tipps.info die ultimative Branchen-Info — exclusiv beim f 61