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pm winter 22-23

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Der Winter in der Pfalz, Rhein-Neckar und Nordbaden. Alles Interessante erfahren, wenn es um Wein, Kulinarik, Kultur und Reisen geht.

Essay „Deutsch gut“

Essay „Deutsch gut“ — Spitzfindigkeiten in unserer Sprache Unsere Muttersprache ist manchmal nicht ganz einfach. Etwas zum Schmunzeln und Wundern. von Sarah Conlon Gemütsverstimmungen in meiner deutschen Seele… In der letzten Ausgabe schrieb ich von der Einzigartigkeit der deutschen Sprache in Hinsicht ihrer langen Wörteraneinanderreihungsfähigkeit, das es so in keiner anderen Sprache gibt. Aber das Schöne an unserer Sprache sind auch Wörter, die in sich so bedeutungsschwanger sind und ganze Gefühlswelten ausdrücken. Manchmal werden ja wir Deutsche gerne als Hypochonder bezeichnet, doch manche Krankheiten und Verstimmungen sind wirklich ernst zu nehmen! Am weitverbreitesten ist zur Zeit sicherlich die Frühjahrsmüdigkeit. Wir kommen nicht mehr in die Gänge und alles, was wir tun, wirkt schwerfällig und träge. Der Winterschlaf sitzt uns noch in den Knochen und es fühlt sich an, als wäre unser ganzer Körper bis oben hin mit Sand und Marshmallows gefüllt. Neben frühjahrsmüde fühle ich mich auch leicht lebensmüde, und somit gebe ich mich schlaftrunken und Weltschmerz fühlend dem allabendlichen ARD - Fernsehprogramm hin. Da ist die Gefahr des Fremdschämens nämlich relativ gering, denn das kann auch manches Mal so schmerzhaft werden, dass es mir durch Mark und Bein fährt. Und wenn ich nicht aufpasse und meine Hightech-Dolby-Surround-Heimkino-Anlage zu laut aufdrehe, dann ist der Hörsturz vorprogrammiert. Dann muss ich mich am nächsten Tag, nachdem ich doch irgendwie blöd auf meinem IKEA- Seitenschläferkissen gelegen habe und nun einen ganz steifen Nacken habe, aus dem Bett quälen – bloß nicht mit dem falschen Bein aufstehen – und meinen Chef anrufen: „Cheffe, ich befürchte, ich hatte heute Morgen einen Kreislaufzusammenbruch. Von der ganz üblen Sorte. Völlegefühl und Blähbauch, wahrscheinlich bin ich doch allergisch auf die Zutaten und die Laktose in meinem Bio- Vanille-Eis, das ich heute morgen gefrühstückt habe. Sie verstehen das ja sicher, denn auch sie leben in der modernen Welt, die nur so wimmelt vor Zivilisationskrankheiten und Zeitkrankheiten, für die es dank der deutschen Sprache immer sofort einen Begriff gibt, damit Sie mein Grummeln im Bauch augenblicklich und zweifellos zuordnen können. Also dann bis nächste Woche. Ich kann ihnen auch noch gerne ein ärztliches Attest besorgen, auf dem steht, dass ich offiziell Rücken und Kreislauf habe. Und Bauchweh, wegen des Frühstückseises.“ Lächelnd haue ich mich aufs Sofa, lege die Füße hoch und kaue an meinem Nutella-Brot (auf dem Glas steht neuerdings in großen, roten Buchstaben mein Name drauf. Dass ich das noch erleben darf! Ich finde es sehr persönlich und rührend, und fühle mich jeden Morgen angesprochen). Ich schalte den Fernseher an, es kommt ein Bericht über Ostdeutschland. Oh, und schon schlägt die Ostalgie zu und es schmerzt mir in meiner Seele. Denn früher war alles besser. Früher war mehr Lametta und alles war aus Holz. Seufz. SC 16 38

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