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Wissenswertes Mythos

Wissenswertes Mythos oder Wahrheit? Folge 6: In unserem Alltag schleichen sich im Laufe der Jahre viele Behauptungen, die von alters her überliefert werden, als Mythos ein. Was aber davon ist wahr? Was ist dagegen nur ein Mythos? Wir haben auch diesmal hier und da ein wenig genauer hingeschaut. Ein Strohhalm macht schneller betrunken! Eigentlich nicht! Da durch einen Strohhalm Alkohol länger im Mund verweilt, könnte man annehmen, dass auch mehr Alkohol direkt in den Blutkreislauf transportiert wird. Das ist aber nicht der Fall. Die Aufnahmefläche für den Alkohol im Darm ist etwa 10.000 Mal größer als in der Mundschleimhaut. Doch weisen manche Wissenschaftler darauf hin, dass man mit einem Strohhalm schneller trinkt, vor allem die süßen Cocktails, und dann doch indirekt etwas schneller betrunken wird. Sie raten deshalb, sich beim Trinken einfach etwas mehr Zeit zu lassen, um so den Cocktail in vollen Zügen besser genießen zu können, und immer wieder mal etwas zwischendurch zu essen. Eis ist eine Kalorienbombe! Eher nicht! Denn meistens vernascht man relativ geringe Mengen davon. So beinhalten auch viele Eissorten wie Fruchteis nicht mehr als 100 kcal pro Portion. Doch Achtung! Mehrere Portionen Schokooder Sahneeis mit Nüssen kann allerdings schon etwas mehr auf's Gewicht schlagen. Jeden Tag ein Glas Milch für die Calciumversorgung! Ist bestimmt nicht schlecht! In Milch ist zwar schon sehr viel Calcium (1,2 g/l), doch auch in Mineralwasser (0,6 g/l), Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und einigen grünen Gemüsesorten ist noch eine ganze Menge davon enthalten. Das Calcium im Grünkohl nimmt der Körper am leichtesten durch die Darmwand auf. Wir Deutschen leiden oft an einer Unterversorgung mit Mikronährstoffen! Stimmt nicht! Es gibt allerdings ein paar Ausnahmen. Vor allem Schwangere und Ältere sollten auf eine ausreichende Zufuhr von Folsäure (Vitamin B9), Calcium und Jod achten. Im Bedarfsfall wie bei der Folsäure sollten vor allem Schwangere diese zusätzlich in Tablettenform zu sich nehmen. Menschen, die sich nicht genügend im Freien bzw. in der Sonne aufhalten, fehlt oft das Vitamin D, vor allem im Winter. Alkohol macht krank! Wie so oft macht's die Dosis! In größeren Mengen kann Alkohol schon die Leber, das Gehirn oder das Herz gefährden oder Krebs hervorrufen. In niedrigeren Dosen (bei Frauen max. ein Glas Bier oder 100 ml Wein pro Tag, bei Männern das Doppelte) soll Alkohol sogar vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Moderate Trinker würden, statistisch gesehen, also länger leben als Abstinenzler. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät jedoch vorsichtshalber im allgemeinen und im Besonderen vor allem Kindern, Jugendlichen, Schwangeren, Suchtgefährdeten, Personen mit Leberschäden sowie Personen, die Arzneimittel einnehmen, ganz vom Alkohol ab. Pflanzenöle sind gesund! Stimmt nur teilweise! Pflanzenöle beinhalten sogenannte ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Diese müssen aber in einem günstigen Verhältnis zueinander stehen, um gesund zu sein. 80 88

Das ist bei Sonnenblumen- und Maiskeimöl nicht der Fall. Sie enthalten zu viele Omega-6-Fettsäuren, die im Körper Entzündungen hervorrufen können. Auch heißgepresste Pflanzenöle sind nicht zu empfehlen, da hierbei wichtige Pflanzeninhaltsstoffe und Vitamine verloren gehen. Empfohlen wird daher in geringen Dosen eher Raps-, Walnuss-, Avocado-, Kokos- oder Olivenöl, das beispielsweise entzündungshemmend wirkt. Und Rapsöl beeinflusst positiv den Blutzuckerspiegel. Vorsichtshalber laktosefrei essen! Falsch! Nicht jeder, der an Blähungen, Völlegefühl oder/und Durchfall leidet, ist auch laktoseintolerant. Nur wer tatsächlich nicht in der Lage ist, Milchzucker (Laktose) zu verdauen, sollte sich laktosefrei ernähren. Etwa 15 % der Deutschen haben keine Laktase – Enzym, das Milchzucker spaltet. Ohne Milchprodukte ist es nicht ganz einfach, auf die empfohlene Tages-Dosis von 1000 Milligramm Calcium zu kommen. Deshalb brauchen viele, die eine Laktoseintoleranz haben, trotzdem nicht auf verschiedene Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Kefir, die nicht wärmebehandelt sind, zu verzichten. Auch in Butterkäse, Gouda oder Edamer ist ziemlich wenig Laktose drin, daher relativ unbedenklich. Fruchtzucker ist besser als Limo! Stimmt so nicht! Fruchtzucker aus Apfelsaft beispielsweise ist nicht so gesund wie viele glauben. Fruchtsaft habe zwar viele eigene Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, doch auch viel Fruchtzucker, und der ist kalorienreich wie der Zuckerrüben-Zucker in Limos auch. Besser ist es, den Saft mit Mineralwasser oder Wasser zu trinken! Foto: © Glutamat ist schädlich! Eigentlich nicht! Glutamat ist natürlicherweise in fast allen Lebensmitteln wie Tomaten, Parmesan, Sojasoße, Fleisch oder auch in der menschlichen Muttermilch vorhanden. Die Lebensmittelindustrie setzt es wegen des würzigen, fleischigen Aromas (Umami-Geschmack) vor allem bei Tütensuppen, Fertigbrühen, Kartoffelchips, Pizzen, Soßen und unzähligen weiteren Produkten als Geschmacksverstärker ein. „Es gibt derzeit keine Hinweise, dass mit der Nahrung aufgenommenes Glutamat eine nervenschädigende Wirkung haben könnte“, sagt Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Durch langes Schlafen nimmt man ab! Stimmt bedingt! Unser Körper verbrennt tatsächlich nachts Fett, weil er relativ viel Energie benötigt, um seine Zellen zu reinigen, zu reparieren sowie neue zu bilden. Giftstoffe werden herausgefiltert, abtransportiert, der Lymphfluss wird gefördert und somit auch das Gewebe gestrafft. Das alles ist mit viel Energie verbunden. Es ist allerdings sehr wichtig, abends sich nicht mehr den Bauch vollzuhauen, damit der Organismus nicht überstrapaziert und so nicht von seiner Fettverbrennung abgelenkt wird. Calcium gegen weiße Nagelflecken! Falsch! Nägel brauchen zwar Eiweiß, Eisen oder Biotin (Vitamin H oder B) und eine ausgewogene Ernährung, um gesund zu bleiben, aber zusätzliches Calcium nutzt nichts gegen die weißen Nagelflecken, die nur durch Verletzungen wie beispielsweise durch Putzmittel und zu viel Wasser zustande kommen. Nägel bestehen nämlich nur zu 0,03 Prozent aus Kalzium und das sitzt noch vor allem an der Oberfläche. HS 89