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Pfalz-Magazin Sommer 2019

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die 50. Ausgabe und 10 Jahre... das "riecht" nach Jubiläum. Freuen Sie sich auf unsere neue Ausgabe für den Sommer!

Wein & Co Die Weinrebe

Wein & Co Die Weinrebe Die Weinrebe gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde, deren Früchte, die Trauben, sich die Menschen schon im Altertum zu Nutze gemacht haben. S chon in der Bibel heißte es in 1. Mose 9,20 „Noah aber wurde nun ein Landmann und legte einen Weinberg an“. Auf Schrifttafeln in Ur wird der Weinstock das erste mal geschichtlich erwähnt. Dort steht, dass König Sargon I (2684 – 2630 v. Chr.) Weinstöcke, Feigen und Rosensträucher von einem Kriegszug mitbrachte. Im Buch „Könige“ in der Bibel kann man lesen, dass unter der Herrschaft König Salomos „… Juda und Israel sicher wohnten, ein jeglicher unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis gen Beer-Seba, solange Salomo lebte.“ Botanisch gesehen gehört die Rebe zu den Schlingpflanzen und strebt wie alle Kletterpflanzen stets nach oben. Ließe man der Rebe freien Lauf, würde sie wie ein Liane sich in große Höhen winden. In südeuropäischen Ländern rankten sich die Reben bis zum Mittelalter an Bäumen empor. Aber die Rebe wächst nicht nur in die Höhe, sondern auch ihre Wurzeln können sich bis 15 Meter tief in die Erde graben. Somit kann sie auch bei großer Trockenheit genügend Wasser und Nährstoffe aus dem Boden ziehen. Deshalb haben die Menschen früher beim Bau ihrer Häuser diese Fähigkeit der Rebe für sich genutzt. Die Häuser waren nicht unterkellert und der aus dem Erdreich aufsteigenden Feuchtigkeit schutzlos ausgesetzt. Man pflanzte also die sogenannte Hausrebe. Diese sieht man auch heute noch in fast jedem Dorf an alten Häusern (siehe Foto auf der rechten Seite oben). Lange Zeit war es in einigen Gemeinden Südtirols Sitte, zu besonderen Ereignissen, wie etwa bei der Geburt eines Kindes, eine Rebe vor dem eigenen Haus zu pflanzen. Das Südtiroler Weindorf Margreid beansprucht für sich, die frühestdatierte Hausrebe der Welt zu haben. In der Grafengasse des Örtchens hält sich die Pflanze entlang einer Hausmauer an einem Holzgestell fest. „Oktober 1601“ steht auf dem Marmorstein, der das Holzgerüst trägt. Wegen dieser Inschrift gehen die Margreider davon aus, dass die Rebe mehr als 400 Jahre alt sein muss. Aus welchem Anlass sie damals gepflanzt wurde, ist nicht bekannt. Bis heute trägt sie Tafeltrauben, die man aber nicht zur Weinherstellung verwendet. 16 56

Foto: DWI, ©Thomas Steinmetz Foto oben: Alte Hausrebe in Roussillon, Südfrankreich, man achte auf den Umfang dieser uralten Rebe, die von Jahrhunderten erzählen könnte links: der älteste Weinberg in Rhodt, Südpfalz Die Stadt Maribor in Slowenien hat es mit ihrer Rebe ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft: Die Stara Trta, wie die Methusalem- Rebe in der Landessprache heißt, trägt den Titel der ältesten Weinrebe der Welt. Sie wächst auch im ältesten Stadtteil, in Lent, und rankt an einem restaurierten Haus empor, das früher Teil der mittelalterlichen Stadtmauer war. Mehr als 400 Jahre ist sie alt und gehört zur Sorte „Blauer Kölner“. Etwa 50 kg Trauben bringt die Stara Trta jedes Jahr noch hervor, woraus sich 30 Liter Wein machen lassen. Er ist nicht gerade ein edler Tropfen, aber er wird auch nur zu protokollarischen Zwecken hergestellt. Maribor weiß die besondere Rebe für sich zu nutzen: Jedes Jahr im Herbst wird ihr zu Ehren das „Festival der Alten Rebe“ gefeiert. Dabei schenken sie Ableger dieser Rebe an andere Städte. Deshalb wächst die Stara Trta mittlerweile unter anderem in Paris, im Vatikan und auch in Freising. Bei uns im südpfälzischen Dorf Rhodt findet man am Ortsgang den ältesten Weinberg der Welt, dessen Reben auch mehr als 400 Jahre alt sein sollen. Einen schriftlichen Beleg dafür gibt es nicht, aber der mündlichen Überlieferung zufolge existierte der Weinberg bereits vor dem 30-jährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 wütete. Rhodt war schon im Mittelalter für seinen „Tramunderwein“ bekannt. Auch heute noch werden in dem 600 Quadratmeter großen historischen Weinberg Trauben geerntet, die zum herb-würzigem „Rhodter Rosengarten Gewürztraminer“ verarbeitet werden. Außerdem sind nicht alle Rebstöcke 400 Jahre alt, da immer mal wieder einer kaputt geht. Die Nachfolgerpflanzen sind aber aus den Wurzeln gezogene Ableger und damit genetisch gleich. Aufgrund der früheren niedrigen Anbauweise im sogenannten Kammertbau muss die Weinlese natürlich per Hand erfolgen. Es sind aber nur drei Rebzeilen. Bei uns in der Pfalz waren Weinberge mit einem Alter von hundert und mehr Jahren keine Seltenheit, deren bizarren Rebstöcke man ehrfurchtsvoll bewundern konnte. Heutzutage werden jedoch meist nach 25 Jahren die Reben erneuert, da sie dem Besitzer nicht mehr so viel Ertrag bringen. RS 57