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Pfalz-Magazin Herbst-Ausgabe 51-2019

Gesundheit Prof. Dr.

Gesundheit Prof. Dr. Holzer, Augenarzt und Operateur, Augenzentrum Prof. Dr. Holzer & Prof. Dr. Rabsilber, Weinheim/Mannheim Die Makula – professionelle Behandlungsmethoden bei Problemen der Makula lutea (“gelber Fleck“) Foto: Rita Steinmetz, pfalz-magazin Wir haben exklusiv Herrn Prof. Dr. Holzer vom Augenzentrum Weinheim und Mannheim zu diesem Thema befragt. Herr Prof. Holzer, wir freuen uns, mit Ihnen über das Thema „Makula-Degeneration“ sprechen zu können. Was ist eigentlich die Makula? PrH: Die Makula lutea, auch als „gelber Fleck“ bezeichnet, ist die Stelle des schärfsten Sehens in der Mitte der Netzhaut. Hier befindet sich die höchste Dichte an Sehzellen und dieser Teil der Netzhaut ist essentiell für das zentrale Sehen. Und wie äußern sich Veränderungen an der Makula? PrH: Die Makula ist wichtig für das detaillierte Sehen, wie es für das Lesen von Buchstaben oder Erkennen von Gesichtern und Details notwendig ist. Bei starker Schädigung der Makula sind diese Sehfunktionen deutlich beeinträchtigt. In der Frühphase der Makula- Erkrankung kommt es häufig zunächst zu einem Verzerrtsehen. Hierfür gibt es einen Gittertest, glaube ich? PrH: Ja, richtig. Der Amsler Test (siehe Grafik rechte Seite, Anm.) besteht aus einer Karte mit senkrechten und waagrechten Linien und einem zentralen Punkt, welcher fixiert wird. Wenn die Linien dann wellig oder verzerrt erscheinen, kann dies ein Hinweis auf eine Makula-Veränderung sein. Dies wird für jedes Auge separat getestet. Dies ist wohl nur eine Art Screeneningtest? Was machen die Experten? PrH: Der Test eignet sich gut für den Selbsttest zu Hause oder als schneller Screeningtest beim Augenarzt. Die Methode der Wahl und präziseste Überprüfung findet aber mit der OCT-Untersuchung statt. Hier wird die Netzhaut des Auges berührungslos hochauflösend untersucht und bildlich dargestellt. Hiermit können die einzelnen Netzhautschichten extrem detailgenau dargestellt werden und bereits geringste Veränderungen der Makula erkannt werden. Sie unterscheiden zwischen trockener Makula-Degeneration und feuchter. Was bedeutet dies und wo liegen die Unterschiede? PrH: Richtig. Die trockene Makula-Degeneration ist die häufigere Form. Hierbei kommt es zu Einlagerungen von Stoffwechselprodukten und in der Folge zu narbigen Arealen unterhalb der Nervenfaserschicht der Netzhaut. Diese Form schreitet schmerzlos und schleichend voran. Bei der feuchten Form kommt es zu einer schnellen Verschlechterung der zentralen Sehschärfe. Es wuchern krankhafte Blutgefäße unter die Makula. Die Wände dieser Gefäße sind leider sehr permeabel oder instabil und es kommt zum Austritt von Gewebeflüssigkeit oder Blut. Dieses schädigt stark die Sehzellen und es kommt zu einer raschen und ausgeprägten Verschlechterung des Sehens. Und was kann man in solch einem Fall machen? PrH: Wenn die feuchte Form der Makula-Degeneration vorliegt, gibt es in Form von Medikamenteninjektionen in das betroffene Auge eine gute Behandlungsoption. Da diese Injektionen in das Innere des Auges erfolgen, wird dies in einem OP-Raum mit entsprechenden Hygiene- und Raumluftbedingungen durchgeführt. Das Auge ist dabei betäubt. Diese Injektionen müssen in der Regel in einem vorgegebenen zeitlichen Abstand, häufig monatlich, wiederholt werden, bis keine weiteren Flüssigkeitseinlagerungen in der Makula mehr nachweisbar sind. Ist dann die Erkrankung geheilt? PrH: Ziel ist es, die feuchte Form der Makuladegeneration in eine trockene überzuführen. Da es aber zu erneuten Flüssigkeitseinlagerungen kommen kann, sind regelmäßige Kontrollen mit der OCT- Diagnostik weiterhin notwendig und auch eventuell erneute Injektionen. 30 38 14

Grafik: ©Thomas Steinmetz Gibt es noch weitere Erkrankungen, die die Makula betreffen? PrH: Es gibt seltene, genetische Veränderungen der Makula, die das Sehen beeinträchtigen können. Weitaus häufiger aber ist die Erkrankung der Makula bei Diabetikern oder bei venösen Gefäßverschlüssen. Hier kann es ebenfalls zu Flüssigkeitseinlagerungen und Blutungen kommen. Auch hier stellt die OCT-Untersuchung eine wichtige, präzise und hochauflösende Form der Diagnostik dar und insbesondere bei Diabetikern empfiehlt sich eine regelmäßige Untersuchung. Vielen Dank für die Erläuterung dieser Augenerkrankung und die informativen Hinweise zur Diagnostik und Behandlung. Augenzentrum Prof. Dr. Holzer & Prof. Dr. Rabsilber Bahnhofstr. 18, 69469 Weinheim, Tel. 06201-878724 Goethestr. 16a, 68161 Mannheim, Tel. 0621-22244 www.augenzentrum-holzer.de info@augenzentrum-holzer.de Gibt es auch Empfehlungen zu unterstützenden Verhaltensweisen? PrH: Ja, durchaus. Eine gesunde und ausgewogene, vitaminreiche Ernährung ist vorteilhaft, um die Makula zu stärken und degenerativen Veränderungen vorzubeugen. Auch sollte zu viel UV-Strahlung und Nikotin vermieden werden. Überwiegend finden sich aber genetische Ursachen für das Entstehen der Makula-Degeneration und bei familiärer Disposition sollte prophylaktisch untersucht werden. Der „Amsler-Test“: Das Amsler-Gitter oder Amsler-Netz ist in der Augenheilkunde ein einfacher Funktionstest, mit dem sich die zentralen Gesichtsfeldbereiche des Auges prüfen lassen. Er wurde von dem Schweizer Augenarzt Professor Marc Amsler erfunden. Abbildung linke Seite: Regelrechter Befund mit senkrecht und waagerecht verlaufenden Linien um den zentralen Fixierpunkt; rechte Seite: krankhafter Befund mit Verzerrungen um den zentralen Fixierpunkt 14 15 39