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pfalz-magazin 13 63 APR 2022

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Pfalz-Magazin Frühling 2022

TS: Darf ich kurz eine

TS: Darf ich kurz eine laienhafte Frage stellen? Was ist denn genau der Unterschied zwischen falschem und echtem Mehltau? BK: Der echte Mehltau ist dieser gräuliche Schleier. Der legt sich wie ein Belag auf die Pflanze. Wenn er auf den jungen Trauben liegt, entzieht er ihnen so viel Nährstoffe, dass die Beerenhaut nicht mehr mitwachsen kann. Innen wächst es aber weiter und irgendwann bricht die Traube auf. Das nennt man dann Samenbruch. Der echte Mehltau ist aber ein Feind, dem man mit offenem Visier begegnen kann. Der falsche Mehltau wächst in den Spaltöffnungen von Blättern und breitet sich dort aus. Wenn der einmal da ist, kommt es zu massenhaften Vermehrungen, wenn die Infektionsbedingungen stimmen. Gegen den kann man dann nicht mehr viel ausrichten. Das muss man im Vorfeld ganz genau beobachten. Beide Pilze sind ja keine einheimischen. Die wurden im 19. Jahrhundert über Amerika eingeschleppt. Man kannte das hier ja gar nicht. TS: Ich frage mich, ob die Römer – die ja den Wein bei uns etablierten – auch schon solche Probleme hatten. BK: Nein. Die Reben konnten völlig ohne Pflanzenschutz auskommen. Die beiden Pilze gab es ja noch nicht, genauso wenig wie die Reblaus. Die wurde auch eingeschleppt. TS: Die Kalmit ist ja dein Herzstück. Hast du dafür gesorgt, dass du den Namen für diese Lage benutzen darfst? BK: Ja, genau. Die Lageneinteilung lief ja noch nach dem 1971er Weingesetz. Damals wurde das alles neu zugeschnitten. Es gab einen Lagenausschuss in Ilbesheim, der die Lagen mehr oder weniger eingeteilt hat. Es gab zwei Lagen bei uns. Den Rittersberg und den Sonnenberg. Anfang 2000 haben wir ja begonnen, das Ganze mit „Kalmit“ zu benennen. Aber ohne rechtliche Grundlage im Prinzip. Dann kam eben das Bestreben auf, so eine Lage zu etablieren. Dazu braucht es aber wieder viele alte Mechanismen, die seit über 30 Jahren nicht mehr aktiv waren. Das war dann schon schwierig. 2008 haben wir es dann noch mal probiert und auch geschafft. Das Konstrukt Ilbesheimer Kalmit existierte dann. Mit unserem Eintritt in die VDP 2012 haben wir es schließlich als unsere Große Lage eingeführt. 78

©symphonyoflove @pixabay TS: Beschränkt sich das dann nur auf die südliche Lage des Hangs? BK: Also die Lage Ilbesheimer Kalmit ist der West- und der Südhang. TS: Wie groß ist denn dein Anteil an der Kalmit? BK: Wir haben dort circa 4 Hektar. TS: Stichwort VDP. Warst du zuerst Jungtalent? BK: Ja, wir waren in dem Talentprogramm. Dann war klar, dass es aber keinen direkten Einstieg gibt, sondern dass der Betrieb erst mal das Programm beendet. Und wenn der VDP einen Bedarf sieht, neue Mitglieder aufzunehmen, dann ist man eventuell im Gespräch. So war es dann auch. TS: Was hat das dir persönlich und deinem Betrieb gebracht, dass ihr im VDP seid? Außer, dass die Preise etwas höher sind? (lacht) BK: Ja, so sieht das von Außen immer aus. (lacht) Letztendlich ist der Beitritt das gewesen, was wir uns mit unseren ganzen Bestrebungen und Einschränkungen – wir beschränken uns ja nur auf gewisse Sorten und einen Anbau aus den eigenen Rebflächen – erhofft haben. Das mündete dann in der Aufnahme des VDP und das ist eine riesige Bestätigung für uns. Wir wollen uns weiter fokussieren und immer verbessern! Wir haben ja auch schwierige Lagen dazu genommen. Zum Beispiel die Terassenlagen auf der Kalmit. Die haben einen unglaublich hohen Arbeitsaufwand. Das schlägt sich am Ende eben in einem gewissen Preis nieder. Die Lagenklassifikation ist ja auch besonders. TS: Machst du eigentlich viel mit Spontangärung? BK: Ab und zu. Das ist ein Verfahren, das für hochwertigen Wein wichtig ist. Spontangärung gehört im großen Ganzen dazu. Wir warten meistens damit, dass der Wein von selbst mit der Gärung beginnt und das man ihn am Ende dann ein wenig unterstützt. TS: Gibt es irgendein Projekt, dass du in Zukunft noch anstrebst? BK: Wir arbeiten momentan an unserer eigenen Sektproduktion. Dem Thema werden wir in der nächsten Zeit viel Energie widmen. Wir sind davon überzeugt, dass wir die entsprechenden Rebsorten dazu haben. Den ersten haben wir im November degorgiert. Wir wollen in die Richtung ein größeres Standbein aufbauen. TS: Alles klar, das war es dann auch schon. Vielen Dank für das Gespräch! BK: Danke auch. links: falscher Mehltau, rechts: echter Mehltau Foto: Der Südhang der „Kleinen Kalmit“ westlich von Landau. Viele der Weinberge bewirtschaftet Boris Kranz aus Ilbesheim. Die ultimativen Tipps auf www.online-tipps.info 79