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pfalz-magazin 13 63 APR 2022

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Pfalz-Magazin Frühling 2022

Sonstiges Römer in der

Sonstiges Römer in der Pfalz Zum Teil noch heute erhaltene Ruinen vermögen Geschichten über die römische Macht und deren Blütezeit im saarpfälzischen Raum zu erzählen. Doch wozu nutzten die Römer die ehemaligen Villenkomplexe und wie sehr prägten sie unsere Heimat? A us Sandstein geschaffene Bauten, die ihre Pracht bis in das 21. Jahrhundert erhielten, verleihen der Pfalz ein herrschaftliches wie ebenso einzigartiges Erscheinungsbild. Alleinig die Betrachtung der jahrtausendealten Bauwerke lässt erkennen, dass hier Geschichte geschrieben wurde. Villa Urbana und Villa Rustica Unterschieden werden die ehemaligen Baukomplexe in sogenannte Prachtvillen, aber auch landwirtschaftlich genutzte Güter. Eine ©Carles Rabada Prachtvilla, bezeichnet als villa urbana, diente primär dem luxuriösen Wohnkomfort des ein oder anderen Gutsbesitzer und zeichnete sich in der Regel durch aufwendig gestaltete Bodenmosaike sowie Wandmalereien aus. Typisch für diese Villen waren Fronten mit oftmals weit über 100 Metern. Je imposanter und aufwendiger die Bauten, desto besser eigneten sie sich zur Repräsentation von Macht und Reichtum. Landwirtschaftliche Güter, auch unter der Bezeichnung villa rustica bekannt, wurden für den Anbau und die Verarbeitung von Lebensmitteln genutzt. So kultivierte man auf Plantagen etwa Pflaumen, Kirschen und Pfirsiche, während an Getreidesorten hauptsächlich Emmer, Dinkel und Einkorn geerntet wurden. Weiter bepflanzte man Felder mit Gemüse wie Spargel und Bohnen, aber auch Feldsalat, Karotten und Zwiebeln. Neben dem Ackerbau nahm die Viehzucht einen ebenso bedeutenden Aspekt in der Selbstversorgung der Güter ein. Die dazugehörigen Räumlichkeiten wie Scheunen und Ställe wurden von weiteren Wirtschaftsbauten ergänzt; so besaß eine villa rustica in der Regel Speicher, Mühlen, Kelter- und Backhäuser wie auch Räucheröfen und Ölpressen. Als weitere Einkommensquelle diente die Herstellung und Verarbeitung von Keramik, Leder, Metall und Stoffen. Die Wasserversorgung erfolgte über nahegelegene Quellen, oder durch den Bau eines Brunnens. Fotos: Thomas Steinmetz 50 38

Beheizt wurden die Villen mit der sogenannten Hypokaustenheizung. Bei dieser trugen diverse Feuerstellen über im Boden angelegte Kanäle heiße Luft in die Räumlichkeiten der Baukomplexe – eine antike Fußbodenheizung sozusagen. Selbst die kleinsten und somit auch weniger bedeutsamen Villen wiesen mindestens einen beheizbaren Raum auf. Um ihren Wohnkomfort aufrechtzuerhalten, fällten die Römer Bäume im heutigen Pfälzerwald. Der Bau von Straßen und Prachtbauten bedurfte jedoch auch einer großen Menge an Sand, Steinen und Kies; erfolgreich förderte man Sandstein am Bad Dürkheimer Kriemhildenstuhl und Basalt bei Forst an der Weinstraße. Für die Eisengwinnung reisten sie unter anderem nach Ramstein, Zweibrücken und Neuhofen. Da eine klare Unterscheidung in villa urbana und villa rustica nicht immer möglich ist – so konnte ein Landwirtschaftliches Gut etwa zu einer Prachtvilla florieren –, wurden noble Villenkomplexe beider Art sowie bedeutsame Siedlungen von aufwendig hergerichteten Heiligtümern ergänzt. Entdeckungen in Neustadt-Mußbach, Reichweiler und Schwarzerden offenbarten Überreste geweihter Heiligtümer aus dem 3. und 4. Jahrhundert für den Gott Mithras. Zwei weitere Tempelruinen befinden sich in Albessen In Vino Veritas Neben Ackerbau und Viehzucht, setzten sich die Römer besonders intensiv mit dem Weinbau auseinander. Bereits zu Beginn des 3. Jahrhunderts importierten sie Rebsorten, die als Vorgänger des Riesling, Burgunder und Traminer anerkannt werden. Die Weinkultur haben die Römer auch anderweitig geprägt; so stammt das deutsche Wort Wein vom Lateinischen vinum ab, und die Lagerung von Wein in Holzfässern orientiert sich an jener Aufbewahrungs- und Transportmethode der Römer im Alpenraum. Bei Ausgrabungen vorgefundene Pollenkörner bezeugen, dass bereits 150 n. Chr. im Raum Trier Wein angebaut wurde. Dass der Weinbau erfolgreich verlief, erweisen ehemalige Kelterhäuser. Die Römerkelter Bad Dürkheim-Ungstein – vom 2. bis 4. Jh. n. Chr. als villa rustica genutzt – zeichnete sich durch eine anschauliche Weinproduktion aus: „Bei einem Tretbeckeninhalt von 5000 l konnten an 20 Lesetagen zwischen 144.000 und 216.000 l Wein aus 20 – 30 ha Anbaufläche verarbeitet werden, wobei je nach Eigenverbrauch 100.000 bis 200.000 l in den Handel gelangen konnten.“ Kleinere Kelterbecken sind ebenfalls in Freinsheim und Wachenheim entdeckt worden. Dass die Römer nicht auf das Weintrinken verzichten wollten, hat überwiegend positive Auswirkungen. Denn die Pfalz wäre nicht dieselbe ohne ihr üppiges Rebenmeer und ihre einzigartige Weinkultur. So hieß es damals wie auch heute „Vinum bonum deorum donum“ – Ein guter Wein ist ein Geschenk der Götter. LB Weitere Informationen unter: www.pfalzgeschichte.de – Von Kelten, Römern und Germanen www.museum.speyer.de – Handreichungen Römer www.bad-duerkheim.com www.villa-rustica-wachenheim.de www.pfalz.de Foto: Aussicht von der Römerkelter auf Ungstein bei Bad Dürkheim f 39 59