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Herbstausgabe 10-46 Sept-Okt 2018

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Freizeit, Genießen und gesund leben in der Metropolregion Pfalz, Rhein-Neckar und Nordbaden. Zeitfenster September-Oktober 2018

Sonstiges ©Andreas

Sonstiges ©Andreas Roloff; www.baum-des-jahres.de Die Esskastanie — Baum des Jahres 2018

Die Ess-Kastanie ist in Deutschland – von wenigen regionalen Ausnahmen abgesehen – eine seltene Baumart, aber sie ist eine der eindrucksvollsten. Die Hälfte aller deutschen Edelkastanienvorkommen befinden sich mit etwa 3000 ha in den südpfälzischen Forstämtern Annweiler und Haardt. Umso mehr freut man sich hier, dass dieser Baum zum Baum des Jahres erkoren wurde. Die zur Zeit mächtigsten Edelkastanien des Forstamtes wachsen am Übergang zum inneren Pfälzerwald in der Nähe des Forsthauses Lindelbrunn. Bei 8 Meter astfreiem Stamm erreicht der dickste Baum eine Höhe von über 35 m und einen Durchmesser, in 1,30 m Höhe, von 1,00 m. Im Juni verbreitet die auffallend gelblichweiße Blütenpracht ihren Duft und die Bienen sammeln fleißig den Nektar. Der herbe, dunkle und kräftige Kastanienhonig ist eine Spezialität, wird aber gern mit anderem Blütenhonig gemischt (Bienen sorgen beim Sammeln meist selbst schon für die Mischung) und ist dann vom Geschmack her angenehmer und nicht so bitter. Im Oktober fallen dann die großen, runden und mit unzähligen Stacheln besetzten Früchte herunter, platzen auf und man findet die zahlreichen mahagonibraun glänzenden Kastanien mit den behaarten weißen Spitzen. Ein Wettrennen um die Delikatesse beginnt. Nun haben die Zweibeiner beim Sammeln der beliebte Früchte Konkurrenz durch Vierbeiner, denn bei den Wildschweinen sind sie genauso beliebt. Ein über 130 Jahre alter Kastanienbestand im Forstrevier Trifels wurde deshalb extra umzäunt, damit die „Keschde“ dort vor den Räubern geschützt sind, denn er wird als anerkannter Saatgutbestand für die Gewinnung von Samen genutzt. Die Maronen oder bei uns „Keschde“ genannt, können auf vielerlei Art zubereitet werden: als Suppe (Keschdebrie), Bratenfüllungen, Süßspeisen, Torten oder auch als Brot. Auf den Herbstmärkten gibt es fast immer geröstete Maronen, die man einfach als Knabberei so aus der Hand isst. Wegen seiner hohen Dauerhaftigkeit ist das Holz der Edelkastanie vor allem dann sehr gefragt, wenn es ohne Imprägnierung im Freien verwendet werden soll. Früher wurde das Holz auch in den Weinbergen als Pfähle für die Reben genutzt. Heute nimmt man lieber Beton- oder Metallpfähle dafür. Schon in der Antike wurden die Esskastanien im Mittelmeerraum angebaut und die Griechen aßen die Früchte gern als Brot oder Suppe. Vermutlich haben die Römer die Maronen vor rund 2000 Jahren über die Alpen gebracht. Neben den Früchten und dem Holz wurden auch der Honig und als Medizin die Rinde, Blätter und Blüten verwendet. Viele Schriftsteller beschäftigten sich unter verschiedensten Aspekten mit der Edelkastanie, so Plinius der Ältere, Columella, Vergil, Ovid und Dioskurides. Augustus Koch Apicius überlieferte auch einige Kochrezepte. Generell stand Edelkastanie in hohem Ansehen. „Die Kastanie ist des südlichen Klimas bester Zeuge.“ Dies wusste bereits Bayernkönig Ludwig I. und ließ zahlreiche Edelkastanien rund um seine Sommerresidenz Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben anpflanzen. Und Kaiser Heinrich II. nannte um 1015 seine Burg bei Neustadt wegen der vielen Kastanienbäume „Kästenburg“, das heutige Hambacher Schloss. Sogar ein rund 64 km langer Wanderweg, welcher durch das Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald hinaus ins sonnige Weinland führt, ist nach der „Keschde“ benannt. Dieser Weg führt immer wieder durch den Kastanienwald, der sich am Rande des Pfälzerwalds in einem breiten Streifen parallel zur Weinstraße erstreckt. Gut ausgeschildert, wie alle Wanderwege im Pfälzer Wald, ist er ein beliebtes Ausflugsziel. Eine detaillierte Beschreibung und auch kurze Rundtouren für die Keschdesammler findet man unter www.keschdeweg.de. Auch zahlreiche Feste und Kastanienmärkte finden im Herbst hier in der Region statt. Alle Infos dazu unter: www.keschdeweg.de/de/kastanientage/ 41